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Down Under II - Brisbane und im Camper nach Sydney


Cairns ist ja nur eine Kleinstadt und unser Roadtrip brachte uns entlang der australischen Ostküste in kleine Dörfer an der Küste, aber Brisbane ist nun unsere erste australische Großstadt. Eine Stadt, in der wir uns sofort wohlgefühlt haben. Die Innenstadt ist einfach fantastisch. Alles ist sauber und aufgeräumt, genügend Grünraum und Parks, saubere öffentliche Toiletten, der öffentliche Verkehr ist billig und zuverlässig – wir waren wirklich von Anfang an begeistert von dieser Stadt.

 

Aber mal in aller Ruhe: Brisbane ist eine Stadt mit etwa einer Million Einwohnern (rund 2 Millionen wohnen im Großraum) und liegt am Brisbane River (falls man mal in einem Quiz danach gefragt wird – ja, das ist hier wirklich so trivial). Dieser Fluss ist Brackwasser, sprich ein Gemisch aus Salz- und Süßwasser, da er auf der einen Seite vom Meer und auf der anderen von Flüssen gespeist wird. Er schlängelt sich durch Brisbane und wird für den öffentlichen Verkehr mit Fähren genutzt. Diese kann man einfach mit Kreditkarte bezahlen und sind im Innenstadtbereich (sieben Halte) kostenlos. Entlang dieses Flusses gibt es fantastisches Leben, hervorragend gestaltete Gehwege und auch eine lebendige Lokalszene. Und der Fluss wird auch zum Sporteln genutzt. Was soll ich sagen, das ist wie ein moderner, sauberer, größerer Donaukanal – einfach großartig.

Der Brisbane River ist die Lebensader dieser tollen Stadt mit unzähligen Freizeitangeboten am Ufer oder auf dem Wasser – die Lebensqualität ist hier wirklich sehr hoch. Und wir haben es natürlich auch genutzt und waren mit einem Kayak auf dem Brisbane River mitten in der Stadt unterwegs – auf der einen Seite die Hochhäuser, auf der anderen eine kleine Erhebung namens Kangoroo Point, die Fähren fahren an dir vorbei – es war einfach unglaublich toll.

Wir wollten da wirklich nicht mehr weg. Es ist sauber und fühlt sich sicher an. Es ist schön und preislich nicht völlig abgehoben (wir zahlen hier für zwei Hauptspeisen mit zwei Getränken meist um die € 45,-, ein zentrales Hotelzimmer mit Frühstück gibt es <€ 100,-). Und es ist einfach schön und die Menschen sind entspannt – es ist fantastisch hier.
Vielleicht ist es auch einfach nur der Kontrast zu den letzten Monaten, aber Brisbane fühlte sich wie das Paradies auf Erden an. Die Stadt wirkt modern, schon großstädtisch, aber es ist sauber und generell sehr grün, man sieht kaum irgendwo Obdachlose und das Freizeitangebot ist großartig - mitten in der Stadt sieht man Segler und Kayaks auf dem Fluss, an den weiten Promenaden sind Läufer,, Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Die Fähren in der Stadt bezahlt man unmittelbar mit Kreditkarte und außerhalb des Stadtkerns haben wir für eine Fahrt ganze 57 Eurocent (AUD 1,-) bezahlt. Es ist kaum Polizei zu sehen, mitten in der Stadt ist der botanische Garten frei zugänglich und die Museen sind gratis. Was soll ich sagen, das ist schon ein ganz feiner Flecken auf dieser Welt.

Und damit wuchs die Vorfreude auf Sydney und unseren Camper-Trip.

Den Camper haben wir auf www.coseats.com.au kurzfristig reservieren können und das ist für uns Nicht-Camper ein absolutes Abenteuer. Ich war noch nie mit einem Camper unterwegs, aber wieso nicht? Wir haben schon ein paar Mal auf unserer Reise Gemeinschaftsbäder gehabt, das ist uns recht egal, da sind wir sehr pragmatisch. Wenn es nicht anders geht, dann passt das schon so - wenn wir es vermeiden können, dann sind wir aber glücklicher. Mit allen Kräften vermeiden wir Schlafsäle, aber geteilte Bäder sind ok. Beim Camping ist es halt so, also passt das schon.
Ich hatte in diesem Moment ja am meisten Angst davor, dass es mir so sehr gefällt, dass ich noch länger in Australien bleiben möchte – aber der Flug nach Indonesien war eh schon gebucht. Emotionale Absicherung sozusagen.

Aber zurück zu unserer Camper-Überstellung und weil wir von vielen schon hörten, dass das interessiert, hier etwas detaillierter.

Wir haben in den letzten Wochen schon durchgehend die Angebote für Fahrzeugüberstellungen verfolgt, denn das ist natürlich nichts, das man so buchen kann, wie man will, sondern die Angebote werden auf der Homepage des Vermittlers eingestellt. Es gibt Zeitfenster in denen die Überstellungen passieren müssen und wenn es für einen passt, dann schlägt man eben zu. Oder man kann einstellen, wann man Zeit hätte und dann kann die Firma zuschlagen.

Und so haben wir es gemacht – eine Anfrage eingestellt und die wurde zwei Tage vor der Abfahrt auch angenommen. Drei Tage Überstellung von Brisbane nach Sydney (rund 1.000km) um € 1,- pro Tag. Dazu kamen dann noch AUD 60,- (etwa € 35,-) für eine Versicherung mit minimalem Selbstbehalt und, da greife ich gleich vor, in Summe AUD 175,- (knapp € 100,-) für Treibstoff (den muss man selber zahlen) - also in Summe knapp € 140,- für drei Tage mit einem Camper. Bettwäsche ist in der Miete inkludiert, ebenso Handtücher. Und auch das Gas zum Kochen und für Warmwasser wäre inkludiert - haben wir nicht genutzt, da der Aufwand der Reinigung für gerade einmal zwei Nächte nicht dafür stand für uns.

Damit waren wir plötzlich Camper. Und es war tatsächlich genial, wir haben so einen kleinen VW Bully erwartet, aber bei der Abholung: “Ihr Wagen ist größer, hat auch WC und Dusche, muss überstellt werden, da er verkauft wird.”

War also schlussendlich ein VW Sprinter Bus, super gemütlich, aber natürlich ein riesiges Schiff mit 7m Länge. Und ganz ehrlich: Wir haben weder Dusche noch Toilette genutzt, da wir das hätten putzen müssen – was wir nicht wollten. Sonst muss man nichts putzen, also weder außen noch irgendeine genaue Reinigung innen, aber das Bad müsste man säubern.
Aber der Wagen war genial, wir hatten genug Platz – wirklich eine tolle Erfahrung.

Am ersten Tag haben wir den Weg nach Coffs Harbour zurückgelegt – rund 370km, auf dem Weg lag Byron Bay. Eine wunderbare Bucht mit einem schönen Leuchtturm. Wir haben dorthin einen Abstecher gemacht und da den ersten Nachteil von Wohnmobilen kennengelernt – einfach irgendwo stehenbleiben ist nicht so leicht. Normale Parkplätze waren für uns nicht möglich – was aber hier egal war, bei Byron Bay hätte an diesem Tag auch ein Smart keinen Platz gefunden. Keine Fotos, aber ich versichere: Dort isses schön.
Also unmittelbar weiter nach Coffs Harbour, wir hatten einen Campingplatz vorab gebucht (was wissen wir schon wie das alles funktioniert, drum wollten wir bei Tageslicht ankommen und auch vorab wissen, wo wir hin müssen) und wir hatten unsere erste Nacht als Camper.

 

Ich versuche hier wirklich immer ehrlich zu sein, auch wenn etwas nicht so gut passt, aber das war ehrlich herrlich. Man hat Strom, unser Camper hatte eine Klimaanlage und nachdem wir beide keine Riesen sind, hatten wir absolut genug Platz. Die Sanitäranlagen am Campingplatz waren absolut in Ordnung (wie gesagt, die Dusche im Bus haben wir nicht genutzt) und damit alles super fein.

Am nächsten Tag ging es etwas mehr als 400km nach Cessnock.

 

Auf dem Weg haben wir aber noch einen Abstecher zum Redcliff Nationalpark gemacht. Dort gibt es einen schönen Strand und Kängurus. Das ist für Touristen wie uns schon ausreichend um einen Abstecher zu machen. Und Kängurus gab es dort wirklich. Man kann sich das als Österreicher ja nicht so vorstellen, aber was bei uns Rehe sind, sind in Australien Kängurus. Soll heißen: Die sind hier wirklich gleich mal irgendwo zu sehen.
Am Weg dorthin kreuzt man auch ein Gebiet, wo es zahlreiche wildlebende Emus geben soll, aber die müssen sich vor uns versteckt haben.

Cessnock? Kennt man nicht, muss man auch nicht kennen, aber ist im Hunter Valley. Und das Hunter Valley ist eine der Weingegenden in der Nähe von Sydney und wir haben folgenden Zugang gehabt: Wo ist ein Campingplatz in der Nähe eines Weinguts, das auch unter der Woche offen hat und wo wir eine Weinverkostung machen können?
Dank Google und der lokalen Tourismusbüros waren wir so am frühen Nachmittag beim Campingplatz und konnten eine Weinverkostung genießen.

Die letzte Etappe war dann ein leichtes mit rund 160 verbleibenden Kilometern und wir hatten einen gemütlichen Weg nach Sydney. Die Rückgabe des Campers war völlig unproblematisch und plötzlich waren wir in einer Stadt, die wir gar nicht auf der Liste hatten und sicher zu den ikonischen Reisezielen zählt: Sydney.

Wir haben uns vielleicht nicht mit dem Camper-Virus infiziert, dass das für uns die einzige Art Urlaub zu machen ist. Aber es hat schon was. Im nachhinein wäre uns ein kleinerer Camper lieber gewesen, denn das Bad haben wir ohnehin nicht genutzt und wir wären etwas flexibler gewesen - mit diesem Riesen war schon ein Einkauf im Supermarkt mit einem gewissen Planungsaufwand verbunden, denn ein normaler Parkplatz ist einfach zu klein für dieses Gefährt.
Zum Kennenlernen war das super, aber ideal sind die beiden Enden der Skala: Ein Camper wie dieser, wo man dann aber wirklich autark ist und auch mal eine Nacht irgendwo im Outback verbringt. Das muss genial sein, dass man einfach irgendwo sein Lager aufschlägt und für sich ist.
Oder eben ein kleiner Camper, so ein VW Bus, wo man dann halt bei einem Campingplatz ist, aber eine gewisse Flexibilität hat, da das Fahrzeug nicht so viel größer als ein normales Auto ist.

Wir könnten uns das schon wirklich gut vorstellen. War eine tolle Erfahrung, so ein Gefährt regulär zu mieten wäre uns das Geld wahrscheinlich nicht wert und längere Überstellungen (gibt es in Australien z.B. von Sydney an der Ostküste nach Perth an der Westküste immer wieder) sind schon recht stressig - 5.000km in 10 Tagen. Wir haben ein wenig auf Touren durch den Outback gespitzt, der Ayers Rock hätte natürlich gereizt, aber am Ende hat sich die Vernunft bei uns durchgesetzt, denn das ist doch einiges an Zeit, was man da investieren muss.

Drum jetzt mal: Sydney!

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24 June

Faszination Down Under