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Abstecher nach Honduras - Die Mayas und wir


Honduras - ein Land, das wir ziemlich fix auslassen wollten auf unserer Reise und nun kam es doch anders.
Ohne Zweifel ist Honduras aufgrund der Bandenkriminalität ein gefährliches Pflaster, es gehört zu den “Top 10” Ländern mit der höchsten Mordrate weltweit und wenn man die Infos des Außenministeriums liest, dann will man da sicher nicht her. Es gibt demnach sechs Stufen zur Sicherheitslage außerhalb Österreichs: Eins ist “sicher”, da reden wir von Europa (inkl. Ländern wie Albanien oder Nord-Mazedonien - ohne diesen Ländern zu nahe treten zu wollen). Zwei bis drei sind die Länder in Südamerika, je nach Regionen. Und Honduras ist eingestuft als Level vier - da spricht man von Entführungen und Polizeischutz, wenn man mit Touristenbussen unterwegs ist.
Was wir aber schon gelernt haben, es ist ein großer Unterschied zwischen Städten und dem Land. Und so haben wir viel mit lokalen Personen in Nicaragua und El Salvador gesprochen und von den Städten wurde uns auch eher abgeraten, aber die Touristengegenden seien kein wirkliches Problem. Auch bei der Reise von Nicaragua nach El Salvador waren wir im Bus durch Honduras unterwegs und fühlten uns jetzt nicht in akuter Gefahr.
Also haben wir beschlossen mal reinzuschnuppern und dann einen zweiten Trip zu einem späteren Zeitpunkt zu planen, wenn wir die Situation besser einschätzen können.

Eigentlich wollten wir von El Salvador weiter nach Guatemala, aber hier bot sich ein Abstecher an: Copán in Honduras. Nicht weit von der Grenze zu Guatemala entfernt, ganz gut erreichbar mit Touristenshuttles (öffentliche Busse waren uns da doch zu mühsam/ungewiss), angeblich sehr sicher und Heimat einer der ganz großen Maya-Stätten: Den Ruinen von Copán.

 

Copán selbst ist ein kleines Dorf im Westen Honduras. Es gibt - wie wir es schon in El Salvador kennengelernt haben - einen schönen Dorfplatz, wo sich das Leben abspielt, und eine Kirche/Kathedrale. Das Haupttransportmittel sind Tuk Tuks und es fühlt sich ein wenig nach Mexiko an - kaum ein Einheimischer ohne einen Sombrero (zumindest schaut es für uns so aus). In Summe wirkt hier alles sehr entspannt, viele Lokale und eine gewisse touristische Infrastruktur.

Die Ruinen von Copán erinnern sehr an Chichen Itza in Mexiko - kleiner, aber dennoch sehr beeindruckend. Gebaut bzw. bewohnt wurde die Stadt zwischen 250 und 900 n.Chr. und sie erstreckt sich über ein Gebiet von 15ha - seit 1980 ist es ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt besteht aus Wohngebieten/Siedlungen und einer zentralen Akropolis samt einem Ballspielplatz - die Mayas spielten ja etwas, bei dem ein Ball in ein Ziel geworfen werden musste, aber mit der speziellen Auslegung, dass der Sieger als Belohnung geopfert wird, indem man ihm das Herz bei lebendigem Leib herausschneidet. Andere Zeiten, andere Sitten.

Es gibt mehrere Tempel, Stelen und Altare, die erstaunlich gut erhalten sind. Auch wenn wir uns dafür durchaus begeistern können, wir sind keine Experten und es war bei unserem Besuch unglaublich heiß. Daher haben wir auch keine geführte Tour gemacht, sondern sind zwei Stunden durch das Gelände spaziert. Es ist ein kleines Chichen Itza, wobei uns besonders gefiel, dass kaum Touristen hier waren. Kein Problem in Ruhe ein Foto zu machen, keine Souvenirverkäufer am Gelände - einfach herrlich.

In dieser Region kann man übrigens die roten Aras fast überall frei lebend sehen. Wir waren ganz aufgeregt, als wir ein Pärchen beim ersten Park im Baum sitzen sahen, aber danach wurde es einfach nur unglaublich, weil diese wunderschön farbigen Vögel (die übrigens ein Vielfaches größer sind als ich es erwartet hätte) hier wirklich überall sind. Fantastisch.

Wir haben das als Kurztrip gestaltet, sprich früh morgens in Santa Ana/El Salvador in einen Minibus und über Guatemala nach Honduras. Am Nachmittag dann Besuch der Ruinen und am nächsten Tag weiter nach Guatemala. In dieser Gegend bietet sich für Touristen in Honduras außer Copán nichts an - drum hat das so gepasst.
Und an der Stelle muss es einfach sein: Die Reisefreiheit im Schengen-Raum samt weitgehend einheitlicher Währung ist einfach großartig. Auch wenn hier Nicaragua, El Salvador, Honduras und Guatemala zu einer so genannten CA-4-Region zählen und die Einheimischen nur mit einem Personalausweis und ohne Reisepass reisen können (also ähnlich Schengen), so gibt es hier überall Grenzkontrollen. Und noch dazu solche, wo man aus dem Bus hinaus und sich anstellen muss um die Formalitäten zu erledigen. Für uns Gringos gibt es überall schöne Stempel (über die ich mich ja sehr freue - Stempel im Pass sind ja die Währung der Backpacker) und irgendwelche Papiere/Dokumente.
Zusätzlich überall unterschiedliche Währungen - auch ein spannendes Bild, wenn an jeder Grenze Geldwechsler stehen. Also Personen, die mit dicken Bündeln Geldscheinen wedeln. Und unser lieber schweizer Freund Rick hat uns in Argentinien schon einen weisen Rat mit auf den Weg gegeben: Geld wechseln, wenn du über die Grenze fährst - egal wie lausig der Kurs ist. Wir haben das bisher befolgt - außer bei der Ausreise aus Nicaragua, weil wir da ja über Honduras reisten und noch nicht wussten, dass wir noch nach Honduras reisen, so hat der Geldwechsel keinen Sinn gemacht.
So hatten wir jetzt noch immer nicaraguanische Córdobas, die man wohl nirgends leicht wechseln kann. Bei der Grenze Honduras/Guatemala hat sich dann ein Geldwechsler “erbarmt”, nachdem alle anderen meinten, dass sie das nicht wechseln. Und wir haben ganze 25% des Wertes noch bekommen - aber noch immer besser als Null, denn in Österreich kann ich Geld aus Nicaragua wohl nur an Sammler verschenken. Ich stell mir gerade meinen Bankbetreuer vor, wenn ich mit nicaraguanischen Córdoba im Wert von umgerechnet 15 Euro auftauche. Also haben wir gerne einen “Finanz-Kleinunternehmer” an der Grenze unterstützt - so müssen wir das sehen.

Ach ja, besonders spaßig waren auch die honduranischen Grenzbeamten, denn man muss eine “Einreisegebühr” (ich erzählte ja schon von den zahlreichen nebulösen Gebühren und Steuern) in Höhe von drei USD bezahlen. Was wir wussten und wir haben hier immer Dollar dabei, da dies seit Kolumbien notwendig ist (südlich davon kamen wir auch mit Euro als Zweitwährung ganz gut durch) und auch bei der Einreise von Nicaragua nach Honduras haben wir schon mit USD bezahlt. Tja, hier aber nicht, man bestand auf honduranischen Lempiras oder guatemaltekischen Quetzales und wir mussten mal zu den Geldwechslern pilgern um unsere USD umzutauschen. Und jetzt ratet mal, welche Währung auf dem (vorgedruckten) Beleg angeführt ist?

Ja, es sind US Dollar. Die Währung, die man aber nicht akzeptiert zur Bezahlung. Und natürlich erfolgt die Umrechnung der drei Dollar in die beiden lokalen Währungen nicht zu Gunsten der einreisenden Extranjeros und auch der Wechselkurs bei den Geldwechslern ist nicht wirklich vorteilhaft für den Reisenden… Was soll ich sagen, eine Diskussion ist hier absolut nicht zielführend und es geht um wenig Geld (für uns). Mich ärgert das schon gar nicht mehr, sondern ich schmunzle einfach nur. Und in 99% der Fälle bin ich genau in solchen Momenten extrem dankbar, dass ich in Mitteleuropa lebe und da gebe ich gerne ein wenig Freiheit und Lockerheit her um mir den Stress extremer Willkür zu ersparen.
Ich denke mir in ganz vielen Situationen in den letzten Monaten: Im Urlaub oder auf Reisen wie wir es sind, da ist das genial, lustig und einfach ein skurriles Erlebnis, aber wenn das mein Alltag wäre, ich würde jeden Tag an die Decke gehen. Danke für den Jackpot in der Geburtslotterie.

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