Wir ließen Honduras hinter uns (werden aber Anfang Juni nochmal nach zur Karibikinsel Utila zurückkehren) und machten uns auf den Weg nach Guatemala. Konkret nach Antigua Guatemala, einer Kleinstadt westlich der Hauptstadt Guatemala City, deren Altstadt seit 1979 ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Von 1543 bis 1773 war Antigua die Hauptstadt Zentralamerikas, heute gilt sie als die schönste Kolonialstadt in Zentralamerika.
Die Stadt wird von alten Kolonialbauten und Kirchen geprägt, wobei viele Gebäude eine spannende Geschichte haben, da dies eine Erdbebenregion ist. Dies kann man auch als Laie schnell erkennen, da aus der Stadt der “Hausvulkan” Agua zu sehen ist und in unmittelbarer Nähe sind auch der (inaktive) Acatenango und der (aktiven) Fuego. Aber dazu später mehr.



Die Altstadt Antiguas steht zu Recht unter Denkmalschutz, mal fühlt sich wie Hunderte Jahre in der Zeit zurückversetzt. Kaum mehrstöckige Gebäude (seit 1979 dürfen die Gebäude nicht mehr aufgestockt werden wegen des Denkmalschutzes - wobei man zahlreiche, sehr sehr hohe Erdgeschosse sieht, wo im Haus dann ein zusätzlicher Stock eingezogen wurde), viele Kirchen und (extrem mühsames) Kopfsteinpflaster. Es ist ein faszinierender Ort, auch wenn wir in den ersten Tagen geplättet waren, denn dies ist neben der Mayastätte Tikal DIE Sehenswürdigkeit Guatemalas und es wimmelt nur so von Touristen - mit all den negativen Begleitaspekten. So gibt es hier in der historischen Altstadt einen McDonalds, einen Starbucks und eine sehr touristische Infrastruktur. Es hat mich am ehesten an die Altstadt Salzburgs erinnert, denn auch die amerikanischen Ketten sind in alten Gebäuden untergebracht. Und Guatemala ist sehr billiges Land, hier werden aber Touristenpreise verlangt, die annähernd auf europäischem Niveau sind.







Wir waren in den Tagen zuvor im Norden El Salvadors und dann in Honduras und dort oft die einzigen Gringos - hier ist das definitiv anders und damit kommt auch das “wandelnde Brieftasche”-Syndrom wieder zum Vorschein. Wir versuchen da mit Locals zu reden, ausgefallenere Touren zu machen um mehr zu lernen und halt nicht nur die coole Fotokulisse zu sehen, aber simma uns ehrlich: Natürlich sind wir auch ein Teil dieser Bestie Tourismus.
So haben wir zwei walking Touren gemacht: Eine geschichtliche Tour und eine Streetfood-Tour. Zweitere war extrem mühsam, weil Steffi noch etwas krank war und nicht mit kam und ich so allein unterwegs war - wirklich allein, denn ich war der einzige Teilnehmer und nachdem mein Guide erkannt hat, dass ich eh etwas spanisch spreche, hat sie alles auf spanisch gemacht. Was vom Verstehen her ja noch ok ist, aber wenn ich reden will, dann gibt es noch viele Barrieren. Aber so viel zu meinem Spracherwerb, es reicht dass andere sagen “ach mit dem reden wir spanisch”.




Ich hab es vorher ja schon angesprochen, Vulkane sind hier nicht zu übersehen. Und sind hier auch eine der ganz großen Attraktionen, denn den Vulkan Acatenango mit seinen 3.900m Höhe kann man besteigen. Auf 3.600m gibt es ein “Base Camp” von dem aus man einen hervorragenden Blick auf den Zwillingsvulkan, den Fuego (“Feuer”) hat. Und dieser Fuego hat es in sich, denn er ist aktiv und erst vor einem Monat musste das Camp am Acatenango geräumt werden, weil die Eruptionen am Fuego zu stark wurden. Größere Ausbrüche gabe es zuletzt 2018, 2022 und 2023. Also ja, er ist sehr aktiv.
Man kann das in einer Zweitages-Wanderung machen: Am ersten Tag die 1.100 Höhenmeter ins Basecamp, zum Sonnenaufgang auf die Spitze und dann wieder ins Tal. Steffi war zwar schon fast wieder gesund, aber sowas ist dann doch zu extrem wenn man nicht ganz fit ist und auch ich hab lange gezögert: Aber ich hab das dann gemacht und es war spitze. Der Aufstieg extrem mühsam, sehr steil, Vulkangeröll, teils in der prallen Sonne. Aber in Summe nur rund vier Stunden reine Gehzeit - hart aufgrund der Höhenmeter (sowohl die 1.100 Meter nach oben als auch die Lage auf deutlich über 3.000 Höhenmetern), aber gut machbar.
Man erreicht dann ein Camp mit einfachen Hütten: Kein Strom, kein fließendes Wasser. Plumpsklo - was sonst. Schlafsack und dicke Decke, denn in der Nacht geht es runter auf 4-5°C - dafür hat man Panoramasicht auf den Fuego.








Und diese Sicht hatte es dermaßen in sich, denn am Abend begannen der Fuego aktiv zu werden und in der Nacht gab es massive Eruptionen, die sich mit einem lauten Grollen und einer Explosion angekündigt haben und man sah massive Lavaaustritte, glühende Steine, die aus dem Vulkan heraus schossen - ich finde da nicht die richtigen Worte, es war unglaublich stark, beeindruckend. Ein schönes Erlebnis.
Früh morgens hat sich die Situation beruhigt und wir wurden mit einem wunderbaren Sonnenaufgang mit klarer Sicht belohnt.





Diese Tour bleibt für mich absolut unvergesslich - wobei das die Sicht “ex post” ist, denn zwischendrin hab ich das sicher einige Male Verflucht. Die Wanderung war ok, aber es war sehr viel in sehr wenig Zeit. Der Aufstieg ist anstrengend, dann zu einem schönen Punkt für den Sonnenuntergang, zurück für kurze Zeit ans Lagerfeuer, ein wenig schlafen und dann knallt der Vulkan. Aber das war so massiv, es hat sich wie ein lautes Gewittergrollen angehört, dann eine Explosion und die Lava wurde in die Höhe geschleudert.
Und bald danach muss man ja wieder auf die Beine und wandern. Samt Temperaturunterschieden, untertags Shirt und kurze Hose, in der Nacht mit Ski-Unterwäsche, Langarm-Shirts, dicker Jacke und Handschuhen. Ich habs ja schon beim Cerro Toco in Chile geschrieben, ich werde da nie so ganz extrem werden, aber ich verstehe die Faszination. Zuerst die Anstrengung, dann der Verzicht (weil es da oben halt einfach nix gibt außer Natur und einer guter Sicht), aber auch dieser Erfolgsmoment. Der diesmal auch deswegen so stark war, weil ich mit Abstand der älteste in der Gruppe war und das Durchschnittsalter ohne mich wohl bei 25 lag. Aber ich bin da rauf und auch wieder gesund runter. Jawohl, das macht stolz.