San Salvador hat uns ja schon mal einen sehr positiven ersten Eindruck von El Salvador gegeben, mal schauen ob uns die nächsten Stopps auch so mitreißen können. Auf der Route steht die Ruta de las Flores und danach Santa Ana.
Erreichbar recht bequem per Bus - man weiß es ja schon, dem Chicken Bus. Leider ist die Panamericana derzeit gesperrt und der Stau aus San Salvador hinaus war wirklich ermüdend. Aber die Distanzen sind in El Salvador nicht so groß, sprich wir konnten die Strecke auch mit den eher gemächlichen Bussen, dem Stau und einem Umstieg in Sonsonate in rund 4h hinter uns bringen.




Die “Blumenstraße” ist eine Straße im Westen El Salvadors, die sich durch die Bergkette Apaneca-Ilamatepec und sechs Ortschaften zieht - dies ist einer der Touristenhotspots in El Salvador. Kleine, sehr ursprüngliche Orte, Kaffeeplantagen, Thermalbäder und Handwerkskunst.
Wir haben uns für einen zentralen Ort an dieser Straße entschieden, Juayua, damit wir mit einem Roller die Umgebung bequem erkunden können.
Was nicht geplant war, sondern sich zufällig ergeben hat: In Juayua findet jedes Wochenende ein “Food Festival” statt. Haben wir so gelesen und am Samstag kamen wir an - herrlich. In der Realität muss man halt sagen, dass es El Salvador ist und das Wort “Festival” vielleicht ein wenig anders zu lesen ist als bei uns, denn es hat eher Kirtag-Flair. Was aber jetzt nicht zwingend schlecht ist - es ist ein kleiner Ort und so ist auf der Straße wenigstens was los.
Ab dem Abend gingen heftige Gewitter über Juayua nieder und die Wettervorhersage schaute ganz schlecht aus. Aber nix da, am Tag darauf strahlender Sonnenschein, der auch den ganzen Tag anhielt. Also auf unserem gemieteten Roller mal Richtung Norden in die Orte Salchoatitan und Apaneca. Beides sind kleine, ursprüngliche Orte an der Ruta de las flores. Das ist hier irgendwie recht einheitlich: Eine Kirche und davor ein kleiner quadratischer Platz/Park, wo sich das Leben abspielt.




Was uns in Apanaca aber besonders interessiert hat, war ein Labyrinth in einem Abenteuerpark. Das Labyrinth war wirklich fordernd und viel besser als erwartet. Man konnte nicht erkennen, dass irgendwelche Wege besonders ausgetreten wären, es war bei den Bäumen Stacheldraht gespannt, damit man nicht irgendwo abkürzen kann und auch die vielen anderen “Mitspieler” waren eher eine zusätzliche Schwierigkeit, als dass es die Spannung geraubt hätte: Man war nämlich ständig verwirrt, wenn einem jemand entgegenkam und es gab so viele Abzweigungen, dass man nicht wirklich einen Hinweis daraus ziehen konnte.






Nach eineinhalb Stunden hatten wir es zum Ziel in der Mitte und auch wieder hinaus geschafft, aber ganz ehrlich: Ohne den einen oder anderen Hinweis von Mitarbeitern würden wohl noch immer drinnen herumstolpern - dass das so schwer sein kann, zefix.
Danach haben wir auch noch ein “Höhenfahrrad” ausprobiert - Bilder sagen mehr als Worte.
Am Abend haben wir dann ein weiteres Dorf besucht, Nahuizalco. Dieses Dorf ist für seinen beleuchteten Abendmarkt bekannt und auch wenn die Beleuchtung jetzt nicht so weltbewegend war, das Dörfchen hat seinen Flair, da es am Abend auflebt und es viele Straßenlokale gibt. Und, das taugt uns aber generell in El Salvador, der Tourismus hier noch nicht so Überhand genommen und die Gringos auf dem Markt konnte man an einer Hand abzählen. Hier isses wieder recht augenscheinlich, dass man auffällt, weil man anders ausschaut. Man wird schnell mal angestarrt, aber nie wirklich störend, man lächelt und grüßt auf spanisch und dann sind alle sehr freundlich. Wir haben die Salvadorenos bisher als sehr herzlich, freundlich und interessiert wahrgenommen. Und hier hört man auch immer wieder ein “Gringo!” auf der Straße - möglich, dass es nicht immer nett gemeint ist. Aber das ist auch so eine Sache, die wir gelernt haben, “Gringo!” ist nicht zwangsläufig negativ gemeint und nicht zwingend auf US-Amerikaner beschränkt, es kommt sehr auf den Kontext an.



Am zweiten Tag ging es in die beiden “verbliebenen” Orte Concepción de Ataco und Ahuachapán - in letzterem haben wir die lokale Therme besucht. Was jetzt ein bisserl unfair ist, aber ich denke in Österreich sind wir bei “Thermen” wirklich sehr verwöhnt. Der Eintritt hat USD 6,- gekostet und der Preis hat der Leistung entsprochen - alles ok, aber wenn man Bad Blumau oder Loipersdorf gewohnt ist, dann fällt El Salvador doch ziemlich ab. Aber es hat Spaß gemacht und damit hat es gepasst.







Bei Zentralamerika hinterfragt man vielleicht einmal recht schnell die Sicherheit: Wir waren am Weg von der Therme zurück nach Juayua in der Dunkelheit mit dem Roller 30km quer übers Land unterwegs und sind dann noch auf ein paar Drinks in den Ort gegangen - also so bis 23:00 unterwegs und wir haben uns absolut sicher gefühlt. Generell ist in Lateinamerika nach Einbruch der Dunkelheit weniger Leben auf der Straße (das war für mich eine große Überraschung) und man sieht immer wieder Militär/Polizei, schwer bewaffnet, durch die Straßen ziehen - wir hätten uns aber nie unsicher gefühlt, es gab wirklich keine Situation, wo wir uns hätten denken müssen “ok, hoffentlich geht das jetzt gut”.
Und damit dann weiter nach Santa Ana und ausnahmsweise keine Beschwerde über die Busfahrt - könnte man auch mit einem Moped ohne Probleme zurücklegen und damit absolut kein Problem mit dem Chicken Bus. Und jede Beschwerde wäre hier auch unfair bei einem Fahrpreis von USD 0,70 für eineinhalb Stunden Fahrt.
Santa Ana ist die zweitgrößte Stadt El Salvadors und hat einen schönen (winzigen) Stadtkern. Die größte Attraktion ist hier der Vulkan Santa Ana, den wir eigentlich besteigen wollten (rauf und runter braucht es etwa 4h, ist also gut machbar) - zum ersten Mal auf unserer Reise kränkeln wir aber, sind beide etwas verkühlt und damit fiel das aus. Wobei wir da super glücklich sind, im siebten Monat zum ersten Mal ein wenig krank - das hätte ich vorab mit Handkuss genommen.
Daher sind wir “nur” ein wenig mit einem Leih-Motorroller unterwegs.
Einerseits haben wir den Lago de Coatepeque besucht, einen wunderschönen Kratersee in El Salvador. Es hat wirklich ein gewisses Gefühl vom Salzkammergut - eine wunderschöne Gegend, viele Lokale und - wie in Österreich - fast das ganze Seeufer ist zugebaut.






Außerdem haben wir die beiden Ausgrabungsstätten Joya de Cerén und Tazumal besucht - beides ist nicht weit von Santa Ana entfernt.
Joya de Cerén ist das Pompeji El Salvadors, denn hier wurde eine Mayasiedlung um 600 n.Chr. durch einen Vulkanausbruch unter dicken Ascheschichten begraben und konserviert. Seit 1993 ist es ein UNESCO-Welterbe.







Tazumal ist eine Mayastätte, die um 100 n.Chr. erstmals besiedelt und etwa um 1200 n.Chr. wieder aufgegeben wurde. In den 50er Jahren wurde es restauriert und ist heute die wichtigste Mayastätte El Salvadors. Wir interessieren uns durchaus für Geschichte und das hier wirkt wie eine kleine Version von Chichen Itza in Mexiko. Es gibt zwei Pyramiden und ein kleiner Ballspielplatz ist zu erkennen. Wir werden in den nächsten Wochen auch noch Tikal in Guatemala und Copán in Honduras besuchen und haben dann die wichtigsten Mayastätten besucht. Neben den beiden gerade genannten und eben Tazumal ist es natürlich Chichen Itza, das wir vor zwei Jahren bei unserem Mexiko-Trip besucht haben.




Und zum Abschluss dann in Santa Ana zwei Dinge: Skurril, lustig, was auch immer - jedenfalls Erlebnisse, die das Reisen so spannend machen.
Zuerst einmal die Escuela de Artes in Santa Ana. Das ist die alte Kunstschule, ein “Lost Place” mitten in der Stadt - sprich ein verfallenes, aber dennoch wunderschönes Gebäude. Ist uns schon bei der Ankunft in Santa Ana aufgefallen und dann wollten wir es noch besuchen. Aber so einfach ist das nicht, denn es gibt eine eigene Security und man braucht eine Genehmigung der Tourismusbehörde. Die du ohne Probleme am Hauptplatz von Santa Ana bekommen kannst - etwa zehn Blöcke entfernt. “Einfach” sagte der Wachmann, denn in Realität war keine Stelle zuständig. Das liebe ich in Lateinamerika, es ist irgendwie wie in Österreich, es sind alle wirklich super nett und hilfsbereit, nur ohne dass man an seinem Ziel ankommt. Wir wurden zwischen dem Rathaus und der Kunstakademie (beides aber unmittelbar am Stadtplatz) dreimal hin und her geschickt - jeder war überzeugt, dass es bei der anderen Stelle sein muss. Eine Mitarbeiterin wusste dann aber doch wohin und alles hat geklappt.
Der Höhepunkt war aber schlussendlich die “Genehmigung”, denn sie wurde erteilt ohne irgendeine Kontrolle des Passes oder irgendwelcher anderer Kriterien und war auch noch gratis - ein vorgedrucktes Formular, wo man (ungeprüft) seinen Namen einträgt und - wichtig wie immer, man fühlt sich wie daheim - einen Stempel bekommt. Mit dieser hochoffiziellen Genehmigung zurück zur Kunstschule und es war schon ein wunderbar verfallener Ort.






Am Weg nach Hause dann wieder einmal von einem Verkäufer auf der Straße angesprochen woher wir denn kämen. So viel Sonne können wir nicht bekommen, dass wir lateinamerikanisch ausschauen. Wir waren guter Laune und kamen ins Gespräch und er sagte bei Österreich gleich “Mozart”. Erstaunen auf unserer Seite, er holt eine kleine Dose mit Münzen raus und zeigt uns eine alte 25 Schilling-Münze. Das war ein lustiger Kerl, er kannte sich aus und wusste, dass die Schweiz und Deutschland neben Österreich sind und konnte auch ein paar Wörter auf deutsch - dann kann man nicht mehr anders und wir haben ein Eis gekauft (und Trinkgeld gegeben). Es mag ein Verkaufsschmäh sein, aber der war so beeindruckend, weil das auch so gut nach El Salvador gepasst hat. Freundlich, mit einem Schmäh und irgendwie herzlich. Mit diesen positiven Eindrücken sind wir aus El Salvador am nächsten Morgen abgereist - aus einem Land, das so ganz anders als erwartet war. Positiv anders.