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Etwas mehr vom "echten" Indonesien - Java und Kalimantan


Unser nächster Stopp war dann Yogyakarta im Süden der “Hauptinsel” Java, wo wir das ursprünglichere Indonesien kennenlernten. Ich hatte vorher noch nie von Yogyakarta gehört, aber es ist eine Kleinstadt, wo sich in der Nähe zwei Pflicht-Sehenswürdigkeiten befinden: Borobudur, die weltweit größte buddhistische Tempelanlage und Prambanan, die weltgrößte hinduistische Tempelanlage. Tja, Geschichte ist spannend, die beiden größten Tempelanlagen zweier Religionen, die heute nur mehr eine Minderheit darstellen, da Java heute muslimisch geprägt ist.

 

Yogyakarta hat 400.000 Einwohner und ein historisches Stadtzentrum mit einem großen Sultanspalast. Wir haben uns aber auf die beiden Tempel außerhalb konzentriert und in Yogyakarta eine walking Tour gemacht, bei der das Essen wieder mal im Mittelpunkt stand. Einheimisches Essen und vor allem Kaffee, wobei letzterer die wirkliche Attraktion für uns war.

Zwar gibt es auf Java den Luwak-Kaffee (die Kaffeebohnen, die von einer wilden, asiatischen Katzenart gefressen und wieder ausgeschieden werden), wobei das eher die Touristenschiene ist.
Wir haben einen Charcoal Kaffee verkostet, das ist eine alte Tradition von Arbeitern, bei der Kaffee durch die Beigabe von glühender Kohle erwärmt wird.

Und den als zweites Unikum den upside-down-Kaffee, wo die Kaffeetasse auf die Untertasse gestürzt wird und so getrunken wird. Schwer zu erklären, aber zu verstehen wenn man die Bilder sieht. Das ist auch eine alte Tradition, da Cafés soziale Treffpunkte waren und man diesen Kaffee bei einem Schwätzchen getrunken hat. Das abendliche Bier gibt es in einem muslimischen Land natürlich nicht.

Apropos Bier, die Verfügbarkeit von Alkohol war neben den unübersehbaren Kopftüchern und den Rufen des Muezzins eigentlich das auffälligste Merkmal des Islam in Indonesien. Alkohol ist kaum zu bekommen, in den Supermärkten gibt es ihn nicht und nachdem wir eher versuchen einfache Lokale der Einheimischen zu besuchen, gab es praktisch nie Alkohol in den Lokalen. Ich war da ja wirklich gespannt, wie es ist, ein muslimisches Land zu besuchen, denn ich kannte das nicht wirklich - in der Türkei war ich ja auch noch nie im Hinterland und Touristenregionen sind da ja aufgeschlossener. Aber es war nie unangenehm, da in Indonesien ein bunter Mix herrscht. Über 80% der Menschen auf Java sind Moslems, aber auf der Straße sieht man immer wieder Frauen ohne Kopftuch - auch wenn es eher die Ausnahme darstellt. Es gibt aber keinerlei Zwang, dass Steffi ein Kopftuch tragen müsste, wir wurden weder irgendwie missbilligend angeschaut noch irgendwie angesprochen. Indonesier sind da natürlich asiatisch - eher zurückhaltend und sehr freundlich. Oft wurden wir gefragt woher wir kommen und nur selten war es, weil man uns etwas verkaufen wollte. Man half uns weiter und nachdem Trinkgeld absolut nicht üblich ist, war der freundliche Helfer oft schon wieder verschwunden, bevor es auch nur im Raum stand, dass man Geld geben sollte. Die meisten waren einfach interessiert und wollten Englisch üben - es gab wirklich keine einzige Situation, wo jemand die Hand aufgehalten hätte. Und das ist dann schon (angenehm) befremdlich, wenn einem nicht nur der Weg gezeigt wird, sondern derjenige mit dir mitgeht, dir hilft und dann plötzlich wieder weg ist. Und nein, Taschendiebe waren das auch nicht… Und wir hatten wieder ein Erlebnis wie schon einmal in Burma, wo Wildfremde dich auf der Straße ansprechen und um ein Foto bitten - nicht, dass man eines von ihnen macht, sondern eines von dir mit ihnen gemeinsam. Schöne Erlebnisse.

Bei unserer Food Tour konnten wir einerseits die hier typischen Motorrikschas als auch das lokalen “Entertainment” kennenlernen und es erinnerte stark an Peru. Wie sich alles immer wieder gleicht…

Damit wieder zurück zu den ernsthafteren Orten. Borobudur, die weltgrößte buddhistische Tempelanlage, ist seit 1991 ein UNESCO Weltkulturerbe und wurde zwischen 750 und 850 erbaut. Nach 1000 geriet es in Vergessenheit und wurde erst im 19.Jhdt wieder entdeckt. Leider hatten wir an diesem Tag schlechtes Wetter, aber die Dimensionen sind unglaublich. Die quadratische Grundfläche hat eine Seitenlänge von 123m und das Bauwerk ist 9 Stockwerke hoch. Zahlreiche Stoupas und das Leben des Buddha - ich gebe zu, Religionen sind nicht unsere Leidenschaft, drum belasse ich es dabei.

Bei Prambanan (hinduistisch) hatten wir Glück mit dem Wetter und die Eckdaten ähneln jenen vom Borobudur: Etwa um 800 erbaut und seit 1991 UNESCO Weltkulturerbe, umfasst der Prambanan-Komplex acht Haupt- und über 250 Nebentempel. Wie gesagt, da liegt nicht unsere Leidenschaft, aber interessant am Prambanan war, dass wenig vor Besuchern abgesperrt war und man auch in zahlreiche Innenkammern gehen konnte. Im 20.Jhdt begann man mit Restaurierungen, die leider durch ein schweres Erdbeben 2006 zurückgeworfen wurden. Umso beeindruckender dies alles aus nächster Nähe sehen zu können.

Danach haben wir einen Abstecher nach Borneo gemacht, wobei das eigentlich Kalimantan ist - die bei uns als “Borneo” bekannte Insel gehört zu einem Drittel zu Malaysien und zu zwei Dritteln Indonesien - und der indonesische Teil wird Kalimantan genannt. Auf dieser Insel befindet sich die neue Hauptstadt Indonesiens (dazu etwas später mehr) und ansonsten vor allem Urwald. Im Nationalpark Tanjung Puting kann man wildlebende Orang Utans bestaunen. Wobei man auch sagen muss, dass das noch ein sehr ursprünglicher Teil Indonesiens ist. Das haben wir bemerkt, als bei einigen Hotels angemerkt wurde, dass nur verheiratete Pärchen dort absteigen dürfen. Und so kompliziert die Anreise per Flug ist, so einfach sind die Boote, mit denen man in den Nationalpark fahren kann. Dort gibt es keine Straßen, sondern man kommt nur über Wasserwege hinein und die Boote sind sogenannte Klotoks, traditionelle Hausboote.

 

So romantisch das auf den Bildern auch ausschaut, man muss schon Abstriche bei allem machen, das man sonst so gewohnt ist. Wir sind ja auch bei sowas eher unkompliziert, aber ich muss schon zugeben, dass da drei Tage reichen, denn abgesehen davon, dass man auf Matratzen auf einem Deck mit den anderen gemeinsam schläft und man sich (natürlich) eine Nasszelle (praktisch ein Plumsklo und einen Wasserschlauch) teilt, so ist es einfach Dschungel. Was bedeutet: Verdammt heiß und gleichzeitig sehr feucht. Dazu kam, dass es jeden Tag mindestens einmal so richtig geschüttet hat und man nach ein paar Stunden den Eindruck hatte, dass einfach alles irgendwie feucht ist und klebt. Kannst dich schon umziehen - bringt halt nur nix. Und in der Nacht entweder den lauten Generator neben dir oder schwitzen - eine alternative Stromversorgung gibt es nicht.
Für uns war es schlussendlich der perfekte Kompromiss mit den paar Tagen, denn wir mögen diese Einfachheit, das Abenteuer, “das Leben”, aber sind auch so ehrlich, dass wir nach ein paar Tagen schon auch gerne wieder in den gewohnten Standard zurückkehren. Wobei gewohnt da ja eh schon ein anderes Level als Mitteleuropa ist - ein Level, das uns schlicht taugt.

Und als “Belohnung” gab es unzählige Begegnungen mit wild lebenden Orang Utans. Orang Utans kann man nur mehr in Sumatra und Borneo in freier Wildbahn sehen, wobei ich es hier erklären muss: Die Orang Utans leben wild und frei im Urwald, allerdings wurden einige Orang Utans hier wieder ausgewildert und werden deshalb zusätzlich an gewissen Stationen (die man besuchen kann) auch gefüttert. Und dann können sie kommen oder auch nicht, wobei das immer davon abhängt, wie viel Nahrung sie im Dschungel finden. Und es kommen auch nicht alle Orang Utans, es ist alles andere als ein Zoo, aber es gibt schon eine gewisse Motivation in Form von Bananen oder Süßkartoffeln, dass die Orang Utans da vorbei schauen. Und als Draufgabe haben wir auch noch ein paar Langnasenaffen gesehen - fantastisch.

Zum Abschluss unseres ersten Aufenthalts in Indonesien - und wir können jetzt schon fix sagen, dass es sicher nicht der Letzte gewesen sein wird - ging es noch nach Jakarta. Jakarta ist die Hauptstadt Indonesiens und mit über 11 Millionen Einwohnern die größte Stadt Südostasiens. Der Großraum Jakarta wird von unfassbaren 30 Millionen Menschen bewohnt.

 

Von Touristen wird Jakarta oft übersprungen (viele Flüge gehen direkt nach Denpasar auf Bali) und das kann man verstehen, wenn man nur für einen Badeurlaub nach Indonesien kommt, aber für uns war es schon sinnvoll in diesem Moloch zwei Tage zu verbringen. Auch wenn wir in Business Zentrum gewohnt haben, der Verkehr in Jakarta ist der helle Wahnsinn und wir hatten oft keine Idee, wie wir die Straße überqueren sollten. Und wir haben doch schon einiges gesehen, aber das hier ist ist wirklich “next level” - einfach verrückt.

Aber wir haben uns wieder einmal zwei Stadttouren gegönnt - eine davon (natürlich wieder) eine Food-Tour.

Wirklich spannend bei den Fakten über Jakarta: Diese Stadt hat ein Ablaufdatum. Denn Jakarta hat ein großes Problem, nämlich das Meer unmittelbar vor der Haustüre. Nicht nur, dass Jakarta immer wieder von schwerem Monsun getroffen wird und weite Teile der Stadt im Wasser versinken, so versinkt die Stadt auch buchstäblich, denn der Grund, auf dem Jakarta gebaut wurde, sinkt immer weiter ab.

Die Markierungen zeigen, auf welcher Höhe einzelne Stadtteile Jakartas im Jahr 1974 lagen - die am stärksten betroffenen Stadtteile sind seither um 3m abgesunken.

Dazu kommt der Anstieg der Meeresspiegel durch den Klimawandel, weshalb sich die Regierung 2019 entschlossen hat, die Hauptstadt in den Osten der Insel Kalimantan zu verlegen - bis 2045 soll der Umzug abgeschlossen sein. So nachvollziehbar es aufgrund der Herausforderungen auch ist, das ist ein Mammutprojekt mit nicht zu unterschätzenden Problemstellungen: Die Mehrheit der Bewohner wird sich einen Umzug schlicht nicht leisten können. Jakarta gilt als der Hoffnungspunkt Indonesiens, daher auch die hohe Bevölkerungszahl - jeder glaubt es in der Hauptstadt besser zu haben und dort einen Job finden zu können. Dazu ist Kalimantan momentan schlicht Urwald - ich will mir nicht vorstellen, welche Auswirkungen diese Übersiedlung auf Flora und Fauna haben wird. Aber es ist bereits im Laufen, ich bin gespannt aus der Entfernung zu verfolgen, wie das funktionieren wird - ich würde am ehesten auf eine künstliche Stadt wie Brasilia tippen, wobei die Mehrzahl der Menschen in der angestammten Umgebung bleiben wird. Man wird sehen…

Apropos Essen, wir lieben exotische Früchte und in Indonesien war die Drachenfrucht einmalig. Vor allem die Größe, ich kenne diese Früchte etwa faustgroß, aber hier geht es schon in Richtung “Kopf-Größe”.

Ich bin von Indonesien wirklich positiv überrascht. Ich war mir unsicher, wie es sein wird, in einem (tief) muslimischen Land zu urlauben, dazu Overtourism in den bekannten Regionen, aber die Eindrücke waren wirklich fast durchgehend positiv. Abgesehen von der mangelnden Verfügbarkeit von Alkohol und den Rufen des Muezzins merkt man wenig vom Islam. Quer durch das Land gibt es ein unaufdringliches Zusammenleben der Religionen - so ist in Jakarta direkt gegenüber der “National-Moschee” (die drittgrößte Moschee der Welt und die größte außerhalb Saudi-Arabiens) die katholische Kathedrale zu finden. Und egal welche Religion, wir versuchen ohnehin immer respektvoll mit den lokalen Gegebenheiten umzugehen - wir haben nichts Negatives erlebt.

Dazu ist das Land unglaublich schön und aufgrund der Inselwelten so vielfältig wie kaum ein anderes Land, das wir bereist haben. Um hier alles zu sehen, hat die Zeit nicht einmal mit unserem Reisestil gereicht, denn Sumatra und Sulawesi haben wir komplett ausgelassen. Und gerade Sulawesi hätte uns gereizt, da es traditioneller und noch weniger touristisch ist.
Und nicht zuletzt, das soll nicht DAS Argument für den Besuch in einem Land sein, aber natürlich spielt es eine Rolle, Indonesien ist ein unglaublich billiges Reiseland - ich denke ich war noch in keinem so billigen Land. Bei einem Abendessen zu zweit mit Vor- und Hauptspeise und Getränken in einem “normalen” Lokal liegt man so bei € 10,- bis € 15,- in Summe, Taxifahrten kosten oft nicht einmal einen Euro - das macht das Urlauben natürlich leichter.

Leider ist Indonesien von Österreich weit entfernt, aber wir versprechen: Wir kommen wieder.

Bildbeweis zum Thema “Offenheit der Religionen” - Aufnahme aus der Kathedrale in Jakarta. Als Christ bin ich natürlich am Büßen.

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