Das habe ich ja auch schon ein paar Mal erwähnt, einer der ganz großen Vorteile unserer Reise ist, dass wir in einem gewissen Rahmen spontan sein können. Shanghai war schon eher eine spontane Idee und dann ging es nach Jeju, weil das die billigste Flugverbindung war. Übrigens ist Fliegen in Korea unglaublich günstig, da kann man Flüge inkl. Gepäck schon für unter € 10,- bekommen – wirklich unfassbar.
Dann haben wir alles weiter geplant und gesehen, dass wir selbst bei entspanntem Reisen eigentlich noch zwei, drei Tage in Südkorea über haben. Und unser Plan umfasste schon das, was man so unbedingt gesehen haben sollte. Bei der Recherche sehen wir, dass es eine Fähre von Busan nach Fukuoka gibt – und sind uns einig, dass das ganz lustig klingt. Also ein bisserl herumgebastelt und statt von Jeju nach Busan zu reisen, nehmen wir den kleinen Umweg über Fukuoka und fahren dann mit der Fähre zurück nach Busan.
Also doch noch Japan, wenn auch nur für drei Tage - so als Reinschnuppern. Dafür Fukuoka, eine Stadt, die nicht unbedingt auf der Japan-Reiserouten der meisten Touristen liegt. Fukuoka liegt in der Region Kyūshū im Südwesten Japans und hat 1.600.000 Einwohner plus einige Tempel und Schreine, aber wir wollten ja vor allem mal einen Eindruck von Japan bekommen. Und was für uns Foodies wichtig ist: Eine tolle Lokalkultur mit zahlreichen Straßenständen, die wir – wieder einmal – bei einer Foodtour besucht haben.
Das Wetter war leider schlecht und so haben wir uns gegen einen organisierten Ausflug entschieden (es gibt im Umland einige Tempel, wunderbare Berge, Schluchten und auch den Vulkan Aso) – die Aussicht bei Regen mit einer asiatischen Gruppe von einer Wiese zur nächsten zu fahren, um die Standardbilder zu machen, war nicht so ganz einladend. Somit haben wir auch hier noch einige Sehenswürdigkeiten zum Wiederkommen.
Also haben wir einen ganz ruhigen Tag gehabt und mal ausgeschlafen. Dann die Stadt auf uns wirken lassen und etwas sehr Japanisches gemacht: Wir haben ein Schweinchen-Café besucht. Das ist recht versaut, aber im wahrsten Sinn des Wortes: Da gibt es unzählige Microschweine, die sehr menschenbezogen sind und sich sofort zu dir legen wollen. Oder eigentlich sofort auf dich.





Abends ging es dann auf unsere Foodtour, was tatsächlich sehr hilfreich in Japan ist, denn man weiß oft wirklich nicht, wie man sich verhalten muss. Da gibt es Streetfood-Stände (genannt Yatais), wo sich am Abend das Leben abspielt. Das ist in Japan dermaßen organisiert, dass diese Stände eigene Wasser- und Stromanschlüsse auf der Straße haben und jeden Tag ab- und wieder neu aufgebaut werden. Am Ende fanden wir uns zurecht und uns schmeckte das japanische Essen so gut, dass wir am liebsten die ganze Zeit nur gegessen hätten.









Fukuoka (also die Stadt selbst) hat wie gesagt nicht die ganz großen Touristenattraktionen zu bieten, daher haben wir uns am zweiten Tag Bustickets gekauft und einen Ausflug nach Nagasaki gemacht. Diesen Namen kennt man bei uns, denn es war der Ort, an dem die zweite Atombombe (nach jener in Hiroshima) gezündet wurde und dementsprechend gibt es dort auch eine Gedenkstätte und ein Museum. Und selbst die Busfahrt ist ein Erlebnis, denn der Busfahrer begrüßt jeden Fahrgast, trägt weiße Handschuhe, einen Anzug und hat ein Kapperl auf - wie ein Dienstbote bei uns in den 1950ern. Herrlich.
Mir war vor dieser Reise ja nicht so bewusst, welche Rolle Japan im zweiten Weltkrieg gespielt hat, aber es war auch eine unrühmliche Rolle. Kaum ein Land in Ostasien, das die Japaner nicht überfallen haben und ihr territorialer Wahn war nicht ohne. Und sie haben mit den beiden Atombomben einen hohen Preis gezahlt.
Während Hitler-Deutschland schon am 8.Mai 1945 kapituliert hat, ging der zweite Weltkrieg in Asien noch bis in den August 1945. Russland hatte Japan den Krieg erklärt, zudem war man nach dem Angriff auf Pearl Harbour im Krieg mit den USA. Die USA hatten die Entwicklung der Atombombe vorangetrieben und in Absprache mit den Briten den Entschluss gefasst, diese Bombe gegen Japan einzusetzen.
Auch wenn der Abwurf über Hiroshima am 6. August 1945 schon unfassbares Leid und Tod über Japan gebracht hatte (mehr als 140.000 Todesopfer), wollte Japan noch nicht kapitulieren. So wurde am 9.August 1945 um 11:02 die zweite Atombombe über Nagasaki abgeworfen - mit noch höherer Sprengkraft als die erste Atombombe über Hiroshima. Für die Einwohner ein unfassbares Pech der Geschichte, denn eigentlich war der Abwurf über Kokura weiter nördlich, vorgesehen. Schlechtes Wetter bzw. Nebel verhinderten aber die freie Sicht für die Bomber und so wählte man das zweitgereihte Ziel: Nagasaki, in dem zahlreiche Werke von Mitsubishi angesiedelt waren.
Die Bombe hatte eine unfassbare Zerstörung zur Folge und auch wenn wir als Nation als unmittelbar Beteiligte am zweiten Weltkrieg sehr genau Bescheid wissen, ist es schon bedrückend, es vor Ort zu sehen. Die Atombombe wurde in einigen Hundert Meter Höhe gezündet und zerstörte zuerst mit einem Feuerball, dann mit der Druckwelle und zu guter Letzt mit der radioaktiven Strahlung Leben und Infrastruktur. Die Bombe wurde mitten über der Stadt gezündet und im Umkreis von 1.5km gab es unter freiem Himmel keine Überlebenschance. In Summe wurden von einer Bevölkerung von 240.000 Menschen unglaubliche 70.000 getötet und weitere 70.000 verletzt – einfach unfassbar.
Nach dem Besuch des Museums und der Gedenkstätte mit dem damaligen Hypozentrums (also vereinfacht gesagt dem Zentrum der Bombe), machten wir noch einen Ausflug auf den Hausberg Nagasakis, den Inasa, von dem aus man die Stadt und die Umgebung hervorragend von oben betrachten kann. Die Gegend ist unfassbar schön, da Nagasaki auf einer Halbinsel liegt und einerseits von grünen Hügel und andererseits vom Meer umgeben ist. Angeblich zählt dieser Aussichtspunkt zu den drei schönsten japanischen Sonnenuntergangs-Beobachtungspunkten (die deutsche Sprache ist fantastisch).
Auf diesen Berg führt eine kleine Gondel und wie vieles in Japan ist schon allein die Gondelfahrt ein Erlebnis. Mitarbeiter agieren hier, wie wenn diese eine Gondelfahrt das größte Ereignis des Arbeitstages wäre. Da ist fast schon choreographiert, wann wer welche Tür aufmachen darf. In der Gondel für etwa 12 Personen wird man von einer Mitarbeiterin begleitet, bekleidet (in meinen Augen) mit einer Hausmädchenuniform, die jeden Fahrgast beim Einsteigen begrüßt und sich vor dem Aussteigen bedankt. Während der Fahrt steht sie stumm in der Kabine, den Blick gesenkt.
Heute ist Nagasaki wieder eine wunderschöne Kleinstadt mit 400.000 Einwohnern. Sie wurde nach dem Atombombenabwurf von Grund auf neu aufgebaut, wobei einige Überreste als Mahnmale erhalten blieben. Entzückend sind die kleinen elektrischen Straßenbahnen, die wirklich der öffentliche Verkehr und nicht eine Touristenattraktion sind.
Damit ging unser kurzer Abstecher nach Japan auch schon wieder zu Ende. Japan ist wieder eines der Länder, wo wir ganz große Erwartungen hatten und hier wurden sie mehr als erfüllt und wir wissen: Hierher wollen wir unbedingt wieder zurück. Einerseits sind die Menschen unglaublich freundlich und wir lieben diese Korrektheit und Organisation. Die Taxifahrer tragen Gilet und weiße Handschuhe, selbst der Überland-Busfahrer hatte einen Anzug an und ein Kapperl auf, jeder Fahrgast wird persönlich und freundlichst begrüßt.
Und zum zweiten waren wir begeistert von der japanischen Küche. Da kommt natürlich dazu, dass wir davor in chinesisch geprägten Ländern unterwegs waren und uns auch Korea (bisher) noch nicht so ganz abgeholt hat beim Essen. Aber in Japan war einfach alles fantastisch, angefangen von den Ramen, den gebackenen Hendlstücken oder Teppanjaki, die originale Champon-Ramen in Nagasaki – einfach herrlich. Zusammen mit Chile für mich bisher die beste Küche auf der Reise.
Drum: Da wollen wir mehr. Auch die Kultur ist extrem spannend und da müssen wir einfach mehr sehen. Zu guter Letzt, und wir wissen, dass das in den touristischen Regionen Japans anders sein mag, es war preislich absolut nicht schlimm. Ich habe das Bild im Kopf, dass Japan unglaublich teuer ist, aber das war gar nicht so. Das Essen sicher billiger als in Wien, Supermärkte ebenso, Transport etwa auf dem Level wie bei uns, Wohnen nicht ganz billig und sehr eng – aber das haben wir auch so erwartet. Eine Top-Position auf unserer „da kommen wir wieder her“-Liste.
Weiter ging es nach Busan in Südkorea. Busan war ja eigentlich als Destination nach Jeju-do geplant, aber dann haben wir gesehen, dass es da eine ganz gute Fährverbindung nach Fukuoka gibt und haben diesen Abstecher unternommen. Hin sind wir geflogen, aber zurück ging es mit der Fähre. Sechs Stunden Fahrt (leider untertags - von Busan nach Fukuoka gibt es die Nachtverbindung, aber die war preislich zu unserem Termin uninteressant) und sogar die Luxuskabine war gut leistbar.
Nur bei der Verpflegung haben wir uns etwas verrechnet, denn wir haben vorher gelesen “no lunch served”, haben aber gedacht, dass das bedeutet, dass kein fixes Mittagsmenü inkludiert ist (denn z.B. bei der Nachtverbindung ist ein Frühstück inkludiert). Nein, das hat bedeutet dass das Restaurant geschlossen hatte. Die asiatischen Fertig-Nudeln aus dem Automaten waren schmackhaft. Aber dennoch war ich neidisch auf den einen Koreaner, der beim Boarding ein ganzes Menü unterm Arm hatte - der muss da was gewusst haben, dieser Schlawiner.