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Jeju - ab auf die Hochzeitsinsel Südkoreas


Auf der Reise gibt es Länder, die wir völlig unvoreingenommen bereist haben, weil wir einfach nichts oder nur ganz wenig wussten wussten (z.B. Taiwan oder Chile) oder wo wir eine eher skeptische Grundhaltung hatten und dann eher positiv überrascht wurden (z.B. El Salvador).
Und genauso Länder, auf die wir uns wirklich gefreut hatten und dann (eher) enttäuscht waren (z.B. Peru für Robert, Guatemala für Stefanie). Oder auch, wo wir unsere positiven Erwartungen bestätigt sahen (z.B. Kolumbien).

Und nun Südkorea. Beeinflusst durch die koreanische Filmwirtschaft (ich sag nur „Squid Game“) und das was man von der koreanischen Pop-Kultur mitbekommt („K-Pop“) und dem koreanischen Essen, haben wir da sehr hohe Erwartungen gehabt. Also schau ma uns das mal an.

Unsere erste Station in Südkorea war die Ferieninsel Jeju-do ganz im Süden. Jeju-do gilt als die Hochzeitsinsel, weil dort viele Koreaner heiraten und/oder ihre Flitterwochen verbringen. Wir haben daher ein paar Tage mehr eingeplant, die letzten Wochen waren bei uns intensiv, weil es fast durchgehend Orte waren, wo wir sehr aktiv waren. Drum mal ein wenig ausspannen, vielleicht am Strand liegen, gutes Essen und das Leben genießen. So die Erwartung.

 

Jeju-do ist eine recht kleine Insel mit zwei Hauptorten, eben Jeju im Norden und Seogwipo im Süden. Da Jeju eher städtischen Charakter hat und Seogwipo touristischer geprägt ist, haben wir uns für einen Aufenthalt im Süden entschieden. Wie immer die lustige Online-Recherche vorab - wir wussten ja eigentlich nichts über Jeju-do. Aber die Insel ist klein, man kann vom Norden in den Süden in etwa einer Stunde mit dem Auto fahren und wir haben uns einen Mietwagen ausgeborgt.

 

In Seogwipu haben wir nicht so viel Erkundenswertes gefunden, es gibt einen schönen Wasserfall, aber da sind wir schon verwöhnt - ich behaupte mal ganz österreichisch, dass bei uns bei jedem Wanderwegerl in den Bergen beeindruckendere Wasserfälle zu finden sind. Ich sehs jetzt mal als Freude, wie gut wir es haben, in Mitteleuropa leben zu dürfen, wo es so eine Fülle an Natur und Kultur gibt.
Aber es gibt in Seogwipu den Olle Market und der war schon sehr nett. Die Spezialität auf Jeju-do sind Mandarinen und Orangen, die im Stil einer exquisiten Delikatesse verkauft werden. Dazu zahlreiche Fressstände, wobei es uns diese “Fleischrollen”, ich hab keine Ahnung wie das heißt, angetan haben (der Stand und ich beim Essen dieser Fleisch-Maki ist auf den Fotos zu sehen). Das ist irgendwo die Mischung aus Maki und einem Cordon Bleu. Innen sind verschiedenste Leckereien, wobei es uns die Mischung aus Kimchi (ein ganz Südkorea-typisches vergorenes, leicht scharfes Kraut) und Reis am besten geschmeckt hat. Das wird in einer Rolle in ein dünnes Stück Schweinefleisch (vom “schwarzen Schwein”, das ist ebenfalls eine Spezialität) gewickelt und dann paniert und frittiert. Das ist eine der Speisen, wo ich mir sicher bin, dass sich das in Österreich auch verkaufen würde: Schmeckt eh wie daheim, aber mit der “Weltenbummler”-Note. Denn selbst Kimchi ist von Sauerkraut nicht so weit entfernt - ich entschuldige mich bei allen Enthusiasten des vergorenen Krauts, aber so viel was anderes ist das nicht.

Auch wenn Jeju-do in einer subtropischen Region liegt und dementsprechend warm ist, steht auf Jeju-do nicht der Badeurlaub im Vordergrund, sondern das Naturerlebnis. Auf Jeju-do gibt es den höchsten Berg Südkoreas (den Hallasan mit 1.947m), den man allerdings nur mit entsprechender Vorbereitung besteigen kann (man braucht eine Genehmigung und mit mindestens 6h Gehzeit ist er nicht so einfach wie es den Anschein erweckt). Und außerdem zahlreiche einfachere Wanderwege, „Natursehenswürdigkeiten“ (mir fällt da kein besseres Wort ein) und viele Museen. Letzteres mag überraschen, aber wir haben gelernt, dass Koreaner „organisierte“ Unterhaltung lieben. Drum gibt es auf Jeju-do auch “Love Land”, einen erotischen Skulpturenpark. Und da muss ich wiederum anmerken, dass Korea ein recht konservatives Land ist, wo zwischenmenschliche Kontakte nicht ganz so locker gesehen werden wie in Mitteleuropa. Liebesbekundungen bzw. körperlicher Kontakt zwischen Mann und Frau wie auch nur Händchenhalten auf der Straße sind eher verpönt. Und da hier viele ihre Flitterwochen verbringen, mögen für uns simple Skulpturen hier schon recht gewagt sein.

Aber wir waren eher auf der Naturseite unterwegs und haben den „healing forest“ besucht. Das ist ein extrem gepflegter Wald mit zahlreichen Stationen zur Entspannung und Übung der Achtsamkeit. Da stehen mitten im Wald Liegen, damit man entspannen und sich auf die Geräusche des Waldes konzentrieren kann. Oder ähnliches – jede österreichische Reha-Einrichtung würde es lieben und es ist wirklich geschmackvoll angelegt und wunderbar gepflegt. Am faszinierendsten war, dass die Wanderwege abseits der gebauten Wege (alles barrierefrei) mit einer Art Kokosmatte ausgelegt waren. Wirklich alle Wege. Verlaufen nahezu unmöglich und wirklich angenehm zu gehen – es fühlt sich ein wenig an, wie wenn man die Wege gepolstert hätte. Und das Areal ist riesig, wir sind die längste Strecke gegangen und waren über zwei Stunden unterwegs – das müssen unzählige Kilometer mitten im Wald sein, die dann mit Matten ausgelegt sind.

Der Seongsan Ilchulbong ist ein erloschener Vulkan im Osten der Insel und ein beliebter Ausflugsort auf Jeju-do mit über 2 Millionen Besuchern pro Jahr.

Dort befindet sich auch ein - natürlich romantischer - Sonnenaufgangspunkt. Ich will den Ostasiaten wirklich nicht zu nahe treten, aber generell haben wir schon gesehen, dass sie es bevorzugen, wenn ganz klar ist, was die Sehenswürdigkeit ist, wie man hinkommt, wann man am besten dort sein soll und von welcher Position man das beste Foto in welcher Pose schießen sollte. Ich bin ja ein eher strukturierter Mensch, drum mag ich sowas in gewisser Weise sogar, aber sie sind schon hart an der Grenze - vor allem wenn sich überall Menschenschlangen bilden, weil man sich für den einen Fotospot anstellt. Und ich mir nur denke: Was passt da zwei Meter weiter links denn nicht? Aber was weiß ich schon, Asiaten sind die Experten bei Fotos und nicht ich.
Aber zurück zu diesem Steinblock, man kann ihn über Hunderte Stufen (solche Informationen erkunde ich üblicherweise auf Wikipedia, aber da ist nichts dazu zu finden - drum “Hunderte”…) erklimmen und genießt dann eine wunderbare Aussicht auf den Vulkan.

Und das ist in Korea schon wirklich fein, alles ist sehr strukturiert, gut organisiert und irgendwie „ordentlich“. So auch dieser Weg und auch wenn es aufgrund der Temperaturen wirklich schweißtreibend war, die Aussicht hat uns dafür entschädigt.

Wir haben ja gedacht, dass Korea (weil wir es so westlich eingeschätzt haben) viel leichter zu bereisen ist, aber das war eine Fehleinschätzung. Es dürfte auf dem Level von Taiwan liegen, nicht alle Menschen sprechen Englisch, aber man kommt leichter durch als in China. Zumindest ein paar Worte sprechen die meisten bzw. verstehen die meisten ein paar Worte, aber oft kommt die Antwort auf koreanisch. Man muss aber auch sagen, dass wir auf Jeju-do nur wenige westliche Touristen gesehen haben - vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass man sich hier mehr auf koreanisch konzentriert als auf englisch.

Nochmal fordernder wurde es bei einem Ausflug nach Gapa-do.

 

Südlich von Jeju-do gibt es noch zwei Inseln: Gapa-do, eine winzig kleine Insel, die bekannt ist als die „niedrigste“ Insel Asiens, weil sie komplett flach ist. Und die zweite ist Mara-do, eine etwas größere Insel mit dem südlichsten Punkt Südkoreas.
Der Plan war, Mara-do zu besuchen und auch hier gestaltete sich die Informationssuche als nicht so einfach – auch wenn man alle Internetquellen wieder zur Verfügung hat. Denn die automatische Übersetzung von koreanisch funktioniert schlechter und dann wirklich Recherche zu treiben, kann sehr mühsam werden.

Aber den Abfahrtspunkt und die Zeitpläne ließen sich vorab herausfinden. Leider aber nicht, dass diese Fähre an diesem Tag wegen Ebbe nicht fährt. Nun gut, das kann ja nicht so überraschend gekommen sein, aber egal, dann halt auf die andere Insel. Leider braucht man – aus welchem Grund auch immer – einen Reisepass um das Fährticket zu kaufen. Auch wenn man in Südkorea bleibt und, das macht es wirklich mühsam, der Reisepass muss physisch vorzeigbar sein. Was bei uns auf der Reise bisher nie der Fall ist, wir kamen (bisher) eigentlich immer mit einem Bild durch.
Aber ich hab das Ticket bekommen. Mit meinem internationalen Führerschein, denn „international“ wurde verstanden und hier kam mir mal zugute, dass nicht nur für mich die koreanische Schrift mühsam ist, sondern auch für die Koreaner unsere Schrift. Oder sie haben MItleid gehabt und gedacht, dass der kleine, sich immer leicht verbeugende Westler nichts Böses im Schilde führen kann. Egal wie, nach einer kleinen Abteilungsbesprechung des Ticketschalters habe ich das Ticket bekommen. Übrigens hat sich auch der Kontrolleur beim Einstieg auf die Fähre wieder gewundert um meinen seltsamen Pass (das wird dort nochmal kontrolliert), aber dank des international einheitlichen Vier-Augen-Systems (“wenn der andere das eh schon kontrolliert hat, dann wirds schon passen”) hat alles geklappt.

Gapa-do ist ein kleines und schon irgendwie etwas trostloses Eiland. Eine Küstenlinie von gerade einmal 4.2km und die höchste Erhebung auf was-weiß-ich-wie-viel Meter - das ist kein Fehler im Blog, ich habe gelesen, dass es die niedrigste Insel Asiens sein soll, aber selbst der Wikipedia-Eintrag auf Englisch beschränkt sich auf acht Zeilen und ich habe keine Ahnung wie hoch dieser verdammte Hügel ist - es ist nicht ganz einfach hier solide Fakten zu finden. Ich sag mal zwölf Meter. Aber ich frage mich ja auch noch immer, wie das die flachste Insel sein kann, denn die Malediven sind doch auch in Asien und da gibt es auf vielen kleinen Inseln schlicht gar keine Erhebung, aber auch da habe ich gelernt, dass das „höchste/größte/beste/kleinste der Welt” oft sehr flexibel ausgelegt wird. Ich kann es nicht herausfinden, drum auch auch hier: Sei´s drum, das ist eine flache, kleine Insel.

Man kann auf dieser Insel nicht viel was anderes tun, also die beiden winzigen Siedlungen mit dem Fahrrad zu besuchen. Gesagt – getan. Irgendwie hat es mir dort sogar gefallen, denn es ist ein wenig abgelegen und wenn die letzte Fähre um 16:50 die Insel verlässt, dann werden die Gehsteige wieder hochgeklappt. Wobei sich die Aufregung auch davor in Grenzen hält… Viel los ist angeblich im Frühjahr/Sommer, wenn die Weizenfelder hier golden in der Sonne glänzen. Was soll ich sagen, das Begeisterungslevel bei Südkoreanern ist ein anderes als das unsrige.

Und damit endete auch unser Ausflug auf Jeju-do und wir waren nicht unglücklich, weiter nach Japan reisen zu können. Ich will Jeju-do da nichts vorwerfen, wir hatten einfach eine andere Erwartungen und haben Strandleben erwartet.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall aber noch der Straßenverkehr, denn ich habe Autofahren auf der gesamten Reise noch nicht als so anstrengend erlebt wie hier. Peru war schräg, weil die Straßenverhältnisse sehr schlecht sind und jeder einfach so fährt wie er will. Aber das hier ist am anderen Ende der Skala angesiedelt, Autofahren in Südkorea ist enorm anstrengend, weil ständig irgendwelche Tafeln oder bunten Markierungen vorhanden sind und alles über-organisiert ist. An jeder Ecke gibt es Geschwindigkeitskontrollen in Form von Blitzern, die aber gesondert angekündigt werden. Man fährt also mit maximal 80km/h (mehr ist nirgends auf der Insel erlaubt, obwohl die Straßen super ausgebaut sind), meistens weniger, auf einer dreispurigen Straße, da wird ein Limit von 30km/h angekündigt, an das sich alle penibelst genau halten. Dazu grelle Markierungen auf der Straße und zusätzliche Tafeln – das ist wie eine Wunderwelt des Autofahrens. Und wenn man das hinter sich hat, dann steht schon wieder eine Tafel, dass in 500m wieder ein überwachtes Tempolimit kommt. Man kann da kaum mal entspannen, weil einfach ständig was los ist und ich frag mich, ob das wirklich ein Beitrag zur Sicherheit ist, denn ich war mehr mit den Tafeln und meinem Tacho beschäftigt, als dass ich auf die Straße geschaut hätte.

Und noch etwas anderes ist schräg: Koreaner haben offenbar so sehr Angst, dass sie mit ihren Türen etwas beschädigen oder dass die Tür selber beschädigt wird, dass fast alle Autos absolut hässliche Gummi-Polster an den Türen haben. Die Standardfarbe ist da blau und diese Dinger sind dermaßen hässlich – einfach unfassbar, dass da neue, große und teure Autos super gepflegt herumfahren und dann kleben sie sich schäbig wirkende Polster auf. Die irgendwie ausschauen, wie wenn das Auto noch nicht fertig ausgepackt worden wäre…

Auf Jeju-do gibt es wirklich ein großes Angebot an Unterhaltung und manches ist auch für uns wirklich toll gestaltet. Es gibt hier neben einer Kart-Bahn (die Helme als Jeju Orange) auch eine Version des Running Man. Das ist eine südkoreanische Unterhaltungsshow, wo Prominente Spiele unterschiedlichste Spiele meistern müssen. Und das gibt es hier in einer MIniversion zum Nachspielen, aber wirklich toll umgesetzt. Mit einem kleinen Chiparmband loggt man sich bei den Spielen ein und hat eine Stunde Zeit die Aufgaben zu meistern. Alles a bissal wie ein Kirtag, einen Parcours laufen, Ziel werfen mit Baketbällen und ähnliches. Super lustig und gut umgesetzt, dass Steffi nach etwa 55min voll in ihrem Element war. Originalzitat zum Parcours: “Da drinnen kann man voll vieeeeele Punkte bekommen, ich geh da nochmal rein!”

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Ein langes Wochenende in Japan - Fukuoka und Nagasaki