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Indonesien - 17.000 Inseln, nicht nur Bali


Wie es unser lieber Freund Jürgen formuliert hat: Australien will uns nicht weglassen. Denn zum ersten Mal auf der langen Reise hatten wir mit einer Flugverschiebung zu kämpfen. Geplanter Abflug um 7:00 morgens, beim Check-In gab es schon die Info, dass die Maschine wegen technischer Probleme nicht aus Bali wegfliegen konnte – also mindestens 6h Verspätung, aus der dann schlussendlich 27h wurden. Der Flug wurde nämlich einfach gestrichen. Also einen Tag plus Nacht in einem Flughafenhotel.

Damit einen Tag später in Indonesien – zum Glück ließ sich alles so weit verschieben/umplanen, dass nicht wirklich was Tragisches passiert ist. Entschädigung gab es übrigens keine – da merkt man erst wieder, wie gut wir es in der EU mit unseren Fluggastrechten haben. Die netten Indonesier haben nämlich nur angeboten „man kann kostenfrei stornieren“ – na bravo. Aber wir bekamen pro Person zumindest € 40,- Restaurantvoucher, mit denen man auch Wein kaufen konnte. Da war plötzlich alles entspannter.

Und mit einem Tag Verspätung kamen wir auch nach Denpasar, dem Flughafen von Bali und haben auch den Weg weiter zu unserem ersten Reiseziel, Nusa Penida, einer kleinen Insel östlich von Bali gut geschafft.

Insel, das ist schon das entscheidende Wort bei Indonesien, denn Indonesien besteht aus über 17.000 Inseln, wovon nur etwa ein Drittel bewohnt sind. Und auch sonst ist Indonesien ein Land der Superlative, flächen- und einwohnermäßig der größte Staat Südostasiens, weltweit die viertmeisten Einwohner (277 Millionen) und der weltgrößte Inselstaat.

Aufgrund der Lage ist die Hauptreisezeit der europäische Sommer (Trockenzeit in Indonesien), drum hatten wir Indonesien vorher nie so ganz auf der Liste, aber nun hat es gut gepasst. Ach ja, noch ein kurzer Einschub, wir hatten ja mal Papua Neuguinea als Station nach Australien geplant, das bei näherer Recherche aber wieder verworfen, denn man kann das Land fast nur mit geführten (und extrem teuren) Touren bereisen und die Sicherheitslage ist alles andere als gut. Die Hauptstadt Port Moresby landete zuletzt in der Rangliste der lebenswertesten Städten aufgrund von Bandenaktivitäten auf dem drittletzten Platz – geschlagen nur von Caracas (Venezuela) und Kiew (Ukraine). Muss nicht unbedingt sein.

Und damit standen wir nun vor der Frage: Wo hin in Indonesien? Bali ist mal aufgelegt, schon allein, weil die meisten internationalen Flüge nach Denpasar auf Bali (und sonst noch in die Hauptstadt Jakarta) gehen. Dann wollte Steffi ihren advanced diver Kurs absolvieren, Komodo erschien sehr spannend mit dem Nationalpark und den Komodo Waranen und dann gibt es noch die Gegenden Sulawesi (eher unberührte Natur), den südlichen Teil von Borneo (heißt in Indonesien Kalimantan) und Sumatra. Eine große Palette der Möglichkeiten.

Wir flogen also mal nach Bali und dann ging es mit der Fähre gleich weiter nach Nusa Penida. Die Fähre benötigt kaum mehr als 45 Minuten und die Insel ist überschaubar. Steffi hatte zwei Tage zum Tauchen und ich konnte mit einem Roller die Insel erkunden.

 

Landschaftlich hat die Küste einiges zu bieten, einerseits schöne Strände und andererseits auch Klippen und zerklüftete Landzungen. Die Insel ist nicht zu groß, aber die Straßenverhältnisse recht fordernd – daher konnte ich einmal das Saren Cliff besuchen und auch die Touristenattraktion Kelingking Beach. Und da kam ich wieder schwer ins Nachdenken über Tourismus – das hat mich ja schon einige Mal auf der Reise bewegt.

Der Saren Cliff Point ist nicht ganz einfach zu erreichen, zuerst kommt man mit dem Motorrad gut durch, aber irgendwann wurde es mir zu beschwerlich und ich bin die letzten paar Hundert Meter zu Fuß marschiert. Aber man bekommt einen sensationellen Blick auf die süd-westliche Steilküste von Nusa Penida. Da war keine Menschenseele, keine Absperrungen, nur ausgetretene Wege, anhand derer man sich orientieren konnte. Einfach die Schönheit dieses Fleckerls.

Dazu zwei Fotos - einmal natürliche Schönheit und einmal noch schöner…

Der absolute Kontrast war dann der Kelingking Beach, ebenso schwer zu erreichen, dort aber auch aufgrund der Touristenmassen und Autoschlangen, die sich dorthin mühen. Hatte dann etwas von Hallstatt und auch wenn es ein wunderschöner Ort ist, diese Touristenmassen zerstören einfach alles. Es gab viel Müll, massig asiatische Fototeams um nur das perfekte Bild von irgendeinem Influencer-Sternchen zu schießen usw. – abgerundet wurde das dann dadurch, dass gerade ein Lift von dieser Klippe an den Strand gebaut wird, damit die Touristen nicht über die beschwerlichen Stiegen zum Strand runter steigen müssen. Und ich fühlte mich an “The Beach” in Thailand erinnert - ein traumhafter Ort, aber zerstört von den Touristenmassen.

Der Strand ist wirklich wunderschön und die Felsformation soll an einen Dinosaurier erinnern. Oder einen Dinosaurierkopf - Steffi und ich wurden uns da nicht ganz einig, wissenschaftliche Forschung konnte ich dazu nicht finden, drum lass ich das einfach mal so stehen. Dinosaurier. Punkt.

Auch wenn ich mich da so beschwere, ich bin ja ebenso ein Teil dieses Wahnsinns. Und wie man im Straßenverkehr so schön sagt: Stau, das sind die anderen. Ich versuche halt gegenüber den Einheimischen respektvoll zu sein, mich an die Regeln zu halten, das optimale Foto nicht als mein absolutes Ziel zu sehen und versuche vielleicht auch mal am Weg bei Einheimischen etwas zu kaufen. Aber ist das dann perfekt? Tourismus ist ein dermaßen zweischneidiges Schwert…
Hier wäre wohl eine gewisse Steuerung der Touristenmassen sinnvoll und nicht auch noch der Bau eines Lifts mitten in die Natur – aber was soll ich sagen, wenn man sich die verantwortungsvollen Skigebiet-Erschließungen in Österreich anschaut, was kann ich mir dann von einem ärmeren Land wie Indonesien erwarten? Pecunia no olet – Geld stinkt nicht.

Hier ein kleiner Einblick, wie es hinter der Instagram-Kulisse ausschaut:

Danach ging es für uns nach Gili Trawangan, eine kleine Insel bei der größeren Insel Lombok. Bekannt als Partyinsel und ich war etwas unsicher bevor wir hinfuhren, wurde da aber positiv überrascht.

 

Natürlich ist das eine reine Touri-Insel und hat nichts von traditionellem Indonesien, aber für drei Tage war das schon fein. Unser Reiseziel ist ja die Welt zu sehen und da haben wir auch mal nix gegen Entspannung ganz ohne Moralkeule.
Die Strände sind schön, die Insel ist autofrei und wird von Fahrrädern, elektrischen Rollern und Pferdekutschen befahren – sie ist aber so klein, dass man mit dem Fahrrad in einer Stunde leicht mal um die Insel kommt. Uns hat das entspannte und schon auch touristische Flair gut gefallen, viele Bars mit Live-Musik und die Ballermann-Atmosphäre hat sich vielleicht auf drei Lokale beschränkt - sonst war es weniger Reisen als einfach entspanntes Urlauben.

Die Menschen sind hier sehr (asiatisch) freundlich, sprechen ein gutes Englisch und alles ist sehr problemlos. Da war ich sehr gespannt, denn insgesamt ist Indonesien ein muslimisches Land, das größte der Welt mit 230 Millionen Muslimen. Wobei das hier durchaus spannend ist, denn je nach Insel wechselt auch die vorherrschende Religion: Bali ist hinduistisch, Lombok (zu der Gili Trawangan gehört) aber muslimisch. Wir haben da aber nicht viel Unterschied gespürt, am auffälligsten ist wohl die lokale Moschee und die (mehrmals) täglichen Rufe des Muezzins.
Interessantes Faktum: Obwohl fast 90% der Indonesier Muslime sind, ist der Islam nicht die Staatsreligion. ABER es wird vorgeschrieben, dass man sich zu einer der fünf Weltreligionen bekennen muss: Islam, Christentum, Hinduismus, Buddhismus oder Konfuzianismus. Sprich auch im bevölkerungsreichsten islamischen Land kann man sich auch zu einer anderen Religion bekennen und das Zusammenleben wirkt entspannt - wenn ich auch sagen muss, dass wir natürlich in Touristenregionen und nicht irgendwo auf abgelegenen Inseln unterwegs sind.

Zurück auf Bali haben wir uns für Ubud als Standort für einige Nächte entschieden. Wir sind nicht die großen Strand-Fans, da uns da schnell langweilig wird, sondern bevorzugen eher die Aktivregionen.

 

Ubud ist nur rund 30km von Denpasar entfernt, liegt etwas erhöht, umgeben von Reisterrassen im Landesinneren Balis und war früher der Sitz balinesischer Prinzen, wodurch es auch zahlreiche hinduistische Tempel zu bestaunen gibt. Dass es früher ein Backpacker-Städtchen war, zeigt sich am touristischen Angebot: Yoga, Meditation und Selbstfindung wohin man nur schaut. Heute ist es eine Massendestination, die (denke ich) viel des ursprünglichen Charms eingebüßt hat. Durch Ubud geht eine Straße, die wir zu jeder Tages- und Nachtzeit verstaut gesehen haben. Bei der Abreise haben wir zum Flughafen für die 30km ganze 90 Minuten benötigt - es staut wohin man schaut.

So haben wir nur wenig Zeit in Ubud selbst verbracht, unser Quartier war zum Glück ein wenig außerhalb und mit einem Roller über kleine Fußwege zu erreichen. Wir wurden bei der Ankunft mit Mopeds abgeholt, vorne die großen Rucksäcke, wir hinten drauf mit dem Handgepäck - einfach herrlich, so muss es früher hier gewesen sein und wir verstehen, warum es so viele Touristen da hin zieht.

Unser Quartier war wie gesagt etwas außerhalb von Ubud, in Gehweite, aber am meisten Spaß hat es am Roller gemacht. Ein kurzer Ausschnitt vom Weg nach Ubud bei Tag und der komplette Heimweg bei Nacht. War ein tolles Erlebnis.

In Ubud gibt es aber das Sacred Monkey Sanctuary - ein mehr als 12ha großes Areal, mehr oder weniger mitten in Ubud, mit einem hinduistischen Tempel und einer heiligen Wasserstelle. Und, ich denke das ist - wie schon der Name zeigt - DAS Argument für einen Besuch, dieser kleine Wald ist Heimat von über 1.200 Langschwanz-Makaken. Die leben frei im Wald, werden aber gefüttert und sind geschützt - sie könnten den Wald also verlassen, wollen aber schlicht nicht. Und sie haben keinerlei Scheu vor dem Menschen. Was ich gemerkt habe, als ein kleiner Makake an mir hochgeklettert ist, meine Taschen öffnen wollte und dann meine Sonnenbrille entdeckt hat. Ich konnte sie aber noch retten - mir sind bei der Reise ja schon einige Brillen abhanden gekommen.

Aber die Region ist definitiv überlaufen und ich habe noch nirgends so wahnsinnigen Instagram-Tourismus erlebt. Es ist wunderschön und die Fotos sicher spektakulär, aber muss man überall Fotopoints mit Riesenschaukeln hinpflastern?
Wir haben daher für unsere Roller-Ausflüge eher unbekanntere Tempel und Regionen ausgewählt - was bringt mir ein wunderschöner Tempel, wenn Hunderte Touristen nur das eine, ganz bekannte Fotomotiv haben wollen, mir im Weg stehen und alles blockieren?

So ging es für uns zu zwei unbekannteren Tempeln, wobei einer nur über steile Stiegen zu erreichen ist - zu beschwerlich für die asiatischen Touristengruppen und die westlichen Social Media-Sternchen. Herrlich für uns, weil wir fast allein dort waren.

Wir haben auch eine weitere Strecke auf uns genommen um zum Danau Beratan zu kommen, einem See auf Bali. Leider war das Wetter an diesem Tag gar nicht so gut, wie man es erwarten würde.

Nachdem wir mehrere Orte ohne Touristengruppen besuchen konnten, waren wir auch gestärkt genug für den Pura Ulun Danu Beratan. Das kann man als Tempel-Disneyland bezeichnen, denn es ist zwar ein alter Tempel, aber alles ist hier auf Touristen, Fotomotive und Entertainment ausgerichtet. Für den Besuch ist hier auch kein Sarong notwendig.

Und zugegeben, ein bisserl haben wir da mitgemacht. Denn es gab die Möglichkeit einen Flughund zu halten und da wiederum ist Steffi nicht zu halten - das zweite Bauchkraulen nach dem Wombat in Australien.
Flughunde sind verwandt mit Fledermäusen, werden so genannt, da ihre Kopfform an Hund erinnert und sind im Gegensatz zu Fledermäusen Vegetarier. Das Exemplar dort wurde als Baby gefunden und von Menschen aufgezogen, daher ist es zahm, nicht auswilderbar und an den Menschen gewöhnt.

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10 July

Sydney - Die Oper und ein bisserl mehr