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Shanghai - eine chinesische Metropole


Wir hatten mit Taiwan, Hongkong und Macau die ersten Schritte im chinesisch geprägten Teil der Welt gemacht, da waren wir bereit tatsächlich nach China zu reisen. Als Österreicher kann man seit kurzem bis zu 30 Tage visumfrei nach China reisen und wir hatten ohnehin keine längere Reise durch China geplant, aber wollten mal sehen wie es dort so ist und haben daher Shanghai als Ziel für ein paar Tage ausgewählt.

 

Shanghai ist eine Mega-City wie es nicht viele auf dieser Welt gibt. Sie hat knapp 25 Millionen Einwohner (als etwa 3x ganz Österreich) auf einer Fläche von unglaublichen 6.300km² - das entspricht 15x Wien. Oder anders herum gerechnet, man nimmt nur 13x Shanghai und hat flächenmäßig Österreich. Habe ich alle verloren? Gut, ich wollte nur sagen es ist eine riesengroße Stadt. Und durch diese Stadt fließt der Huangpu, der die Stadt in die beiden Hälften Puxi und Pudong (was wortwörtlich westlich und östlich des Flusses bedeutet) teilt.

Wir waren ja schon vorbereitet durch die Tage v.a. in Taiwan, dass eine Reise in diesen Teilen der Welt nicht ganz so einfach ist. Und wir waren trotzdem überrascht, wie schwierig es sein kann. Was wir nämlich nicht bedacht haben: In Taiwan kamen wir oft mit der Unterstützung durch unsere Smartphones und zahlreiche Google Services weiter. Das kann man in China vergessen, denn viele Services sind gesperrt in China. Und wir haben gelernt wie abhängig wir von diesen Services sind, denn wer kennt die genaue Internetadresse von besuchten Seiten? Bei den ganz häufigen Seiten wie orf.at ist es ja noch leicht, aber wenn ich irgendeine Info suche, dann google ich einfach. Geht in China nicht, aber man kann Baidu verwenden – das ist die chinesische Suchmaschine. Nur leider läuft die auf chinesisch und wenn man das so wie außerhalb Chinas ganz einfach auf dem Handy übersetzen möchte, dann klappt das wiederum nicht, denn die Übersetzungsdienste laufen wiederum über Google. Das ist schon mal eine Schwierigkeit, die aber noch verschärft wird, dass selbst in Shanghai fast niemand englisch gesprochen hat. Selbst im Hotel (und wir übernachteten in einem Holiday Inn - also jetzt nicht unbedingt irgendeine kleine Pension) konnten wir bestenfalls einige Worte einander zu werfen, der Rest ging nur über (chinesische) Übersetzungs-Apps.

Dazu läuft alles über eigene Apps in China, es gibt kein UBER, sondern DiDi. Man bezahlt nicht mit Mastercard oder Visa, sondern fast überall mit Alipay. Kann man sich alles installieren, aber nicht vergessen: Eine automatische Übersetzung gibt es meistens nicht. Dazu war das GPS auf unseren Handys eine Katastrophe. Unser Standort wurde oft um ganze Straßenzüge versetzt angezeigt. Was natürlich besonders lustig ist, wenn man eine UBER-ähnliche App verwendet, wo aber alle Straßennamen auf chinesisch angezeigt werden und der eigene Standort ist nicht dort, wo er angezeigt wird. Das haben wir schmerzhaft gleich am ersten Tag gelernt, als wir vom Zielbahnhof des Highspeed-Trains zu unserem Hotel wollten: Weder haben wir verstanden wo wir sind, noch konnten wir eingeben, wo wir hin wollen. In den Momenten der Resignation haben wir gesagt: Wir wissen nicht wo wir sind - aber auch nicht wo wir hin wollen. Und ein Taxi konnten wir nicht nehmen, da wir kein chinesisches Bargeld hatten. Wir haben wohl ohne Übertreibung fast zwei Stunden gebraucht um es ins Hotel zu schaffen.

Wir haben natürlich mit der Zeit den Dreh herausbekommen, also irgendwelche Workarounds. Alipay konnten wir installieren und unsere europäischen Kreditkarten hinterlegen. Beim GPS bekamen wir den Dreh raus uns zu orientieren. Bei den U-Bahnen haben wir das System irgendwann verstanden, auch Bargeldbehebungen am Bankomaten waren nach ein paar Versuchen erfolgreich.

Hier ein kleiner Einblick in das U-Bahn-Netz von Shanghai - da wirkt Wien wie ein Dorf. Aber man muss sagen, dass das schon geht, denn in den U-Bahnen ist alles auch auf Englisch angeschrieben - aber allein die Ausmaße sind einfach irre. Wenn man sein Ticket kauft, muss man aber sagen, wo man hin will und der Automat gibt einem den Weg vor. Vielleicht nicht immer den besten, mit der Zeit haben wir uns getraut, uns über den Vorschlag hinwegzusetzen. Wir sind Revoluzzer.
Übrigens haben die U-Bahnen etwas, das man aus Europa nicht kennt: Bei jeder (!) Station wird dein Gepäck vor dem Zutritt zur U-Bahn wie am Flughafen gescannt. Ich wundere mich ja oft, dass bei uns nicht mehr passiert in Bezug auf Anschläge, also kann ich das schon verstehen, aber man muss den Aufwand sehen, denn die U-Bahn in Shanghai hat über 500 Stationen. Unfassbar.

Dazu waren die Chinesen oft nicht wirklich hilfsbereit. Es kann natürlich sein, dass dies auch eine gewisse Angst war, da die meisten kein Englisch sprechen. Aber wir hatten ähnliche Situationen in Taiwan, da behalf man sich mit Händen und Füßen. In Shanghai hatten wir recht oft den Eindruck, dass die Menschen sich gleich weg drehen, ohne zu helfen. Es war am Anfang wirklich mühsam.

Aber wir hatten keine Situation, wo wir wirklich gescheitert wären. Sprich natürlich kommt man durch, aber es erfordert oft sehr viel Aufwand und Trickserei und es war anstrengend, wie ein Idiot durchs Leben zu laufen. Du kannst die Sprache nicht, kannst nichts lesen, weißt nicht wo du bist und kannst niemandem mitteilen, wo du eigentlich hin willst. Schon fast wieder lustig…

Eine Stadttour half uns, uns besser zurecht zu finden. Und es war auch spannend, das Leben in diesem kommunistischen Land, das eigentlich nichts mit einem freien, demokratischen Land aus unseren Breiten zu tun hat, kennenzulernen. Denn obwohl unser Guide China in seinem Leben noch nicht verlassen hat, sprach er fließend Englisch. Aber da lernte ich schnell, dass China anders funktioniert, denn man sieht überall im öffentlichen Raum unzählige Überwachungskameras, bei der Einreise nach China werden nicht nur Fingerabdrücke genommen, sondern auch ein Gesichtsscan durchgeführt. Die Überwachungsmaschinerie läuft auf Hochtouren.

Da waren viele Antworten unseres Guides wenig verwunderlich, man konnte bestenfalls in den Untertönen Kritik vermuten.

Guide - Warum ist der “Platz des Volkes” eigentlich mehr Park als Platz? Wofür braucht man einen großen Platz im Westen?

Gruppe - Um sich zu versammeln, um zu demonstrieren.

Guide - Aber sowas braucht man in China nicht, denn warum sollte man protestieren, wenn der Kommunismus doch für alle Menschen so gut sorgt?

Die Mischung machte es da so kompliziert, denn da mischte sich sichtbarer Stolz wie China funktioniert mit gewisser Kritik am Westen, wobei es dann immer wieder Unter- und Zwischentöne gibt. Ich hatte keine Idee, was er wirklich meinte – und das war kein sprachliches Problem.

Rein äußerlich ist Shanghai vor allem im Zentrum eine sehr schöne Stadt. Was wenig überraschend ist, wenn man sich die internationalen Einflüsse ansieht. Während des ersten Opiumkriegs hielt Großbritannien das Gebiet besetzt und forderte nach dem Sieg die Öffnung des wichtigen Hafens Shanghai für britische Schiffe. Danach folgten die Franzosen und später dann auch die US-Amerikaner und Japaner. Der Hafen entwickelte sich zum wichtigsten Hafen in Ostasien und brachte den entsprechenden Reichtum. Dies zusammen mit den internationalen Einflüssen führte zu einer fantastischen Promenade (im Englischen genannt „The Bund“, auch chinesisch „Waitan“) am westlichen Ufer des Huangpu mit zahlreichen Prunkgebäuden. Viele der Häuser sind historische europäische Kolonialbauten, in denen Banken, Konsulate und Unternehmen aus Großbritannien, Frankreich, den USA, Russland, dem Deutschen und Reich und Japan untergebracht waren.

Direkt in diesen Bund mündet auch die wichtigste innerstädtische Einkaufsstraße, die Nanjing Lu. Diese Nanjing Road wirkt sehr exklusiv, hier sind die Flagship Stores angesiedelt. Wie zum Beispiel jener von Huawei, einem Unternehmen, das immer wieder bei uns in den Medien genannt wird, weil die USA Huawei der Spionage beschuldigen und sanktionieren. Kennt man Huawei bei uns v.a. von Smartphones, präsentieren sie hier voller Stolz ihre selbstfahrenden Autos. Und ich muss schon zugeben, das alte Bild des “die Chinesen kopieren halt alles” ist nicht mehr ganz aktuell.

Was aber natürlich niemals fehlen darf, nirgendwo in Asien: Essen. Vieles ein wenig gewöhnungsbedürftig für uns Europäer, aber schon ansprechend.

Auf der andere Flussseite ist das moderne Viertel Pudong. Pudong ist das, was man bildlich mit Shanghai verbinden würde, denn hier sind die ganzen Wolkenkratzer und ultramodernen Bürogebäude angesiedelt.

Bekannt ist aufgrund seiner extravaganten, futuristisch anmutenden Form sicher der Oriental Pearl Tower aus dem Jahr 1995. Das ist dieser rote Turm mit der großen Kugel. Übertroffen wird dieses Gebäude aber vom Shanghai Tower (rechts im Bild, das hohe Gebäude etwas weiter im Hintergrund, mit der leuchtenden pyramidenartigen Spitze), der mit seinen 632m Höhe das aktuell vierthöchste Gebäude der Welt ist. Bei seiner Fertigstellung war es das dritthöchste Gebäude (hinter dem Burj Khalifa in Dubai und dem Sky Tree in Tokio) inzwischen wurde auch noch das Merdeka 118 in Kuala Lumpur fertiggestellt und der Shanghai Tower liegt auf Platz 4. Und ich bin mir fast sicher, dass vor Ort der Shanghai Tower als das zweithöchste Gebäude der Welt dargestellt wurde. Hmmm, ich hab dort keine Fotos gemacht. Wie auch immer, es ist verdammt hoch mit einem wunderbaren Ausblick auf die schier unendliche Stadt.

Gleichzeitig ist es halt ein Wolkenkratzer, aber auch nicht so viel mehr. Jetzt mal ganz ehrlich, ob der 400m, 500m oder 700m hoch ist, das merkt man nicht, wenn man auf der Aussichtsplattform ist. Und ob es der höchste, dritt- oder zehnthöchste Turm ist, ist für Araber oder Asiaten furchtbar wichtig, aber für uns zählt der gute Ausblick.
Davon abgesehen haben unsere Aufmerksamkeit riesige Gänse erregt, die es bei einem Stand gab. Also keine echten, so Spielzeug-Gänse. Wir haben versucht herauszufinden, was es damit auf sich hatte, aber sind gescheitert. Offenbar war es eine Promoaktion für ein thailändisches Getränk – aber weder konnten wir etwas lesen noch etwas verstehen. Nichtsdestotrotz gab es ein Spiel, das man spielen konnte (gegen Geld) und wir glauben, dass es eine Kombination aus Langeweile und Mitleid bei den Mitarbeitern war, aber jedenfalls: Martina reist nun mit uns. Martina, weil es eine Gans ist und Martini für Gänse halt bedeutend ist. Hust. Und am Namenstag, darf man keine Gans schlachten, drum heißt sie jetzt Martina. Und alle sind glücklich.

Das mit der Gans ist aber schon eine Überleitung zu einer weiteren Aktivität, die wir unternommen haben: Wir waren wieder etwas feiner essen. Wobei das eine gewisse Erklärung benötigt, denn „etwas feiner“ ist in China etwas anderes als bei uns. Aber alles der Reihe nach.
Wir haben vom Kanton 8 gelesen, das bei Foodies bekannt ist als „billigstes zwei Michelin Sterne Restaurant der Welt“. Und zwei Michelin Sterne, das ist schon eine echte Ansage, das sind in Österreich z.B. Mraz und Söhne oder Konstantin Filippou - also wirkliche Topliga der Kulinarik.
Und so haben wir nach dem Kanton 8 gesucht, was eben gar nicht so einfach ist, wenn es kein Google gibt. Wir haben es gefunden und es gab keine Möglichkeit online zu reservieren – sondern nur eine Telefonnummer. Anzurufen haben wir inzwischen aus einer gewissen Erfahrung als eher wenig erfolgversprechend abgehakt. Also sind wir auf gut Glück hin und das hat geklappt – es ist tatsächlich ein mit zwei Michelin-Sternen – durchgehend seit 2017 – bewertetes Lokal, bei dem walk-in funktioniert.
Wenn man schon mal dort ist, dann haben wir uns für die zwei Signature Tasting Menüs entschieden und es war ein Erlebnis. Also vor allem die Erfahrung, denn das lässt sich mit unseren Maßstäben nicht leicht bewerten. Das Lokal war für Shanghaier Verhältnisse recht schön, aber auch hier konnte das Personal wenig bis gar kein Englisch. Zum Abservieren gab es ein “Finish?” und das war es weitgehend. Aber zumindest waren die Speisen auf den Karten auch auf Englisch angeführt und bei dem Menü gab es eh nichts auszusuchen – also hamma das probiert. Und wir haben nicht nachgeforscht vor dem Essen, was es ist. Denn oft hatten die Speisen einfach englische Namen, aber wir hatten keine Ahnung was das eigentlich ist. Was so gut war. Aber dazu später mehr.

Und wir haben gelernt, dass es in China sehr darauf ankommt, dass etwas selten und teuer ist. Die Darbietung war schon schön, aber in keinster Weise speziell und der Geschmack und die Textur für uns oft ungewohnt – ich will da nicht urteilen, denn wir kennen viele Geschmäcker einfach nicht oder empfinden etwas als ekelig, was man lokal aber genau so liebt. Wir hatten immer wieder mit der Konsistenz zu kämpfen, denn wenn bei uns etwas knackig angebraten ist, mag man es in Shanghai zu Tode geschmort und glibbrig. Hühnerhaut kam uns oft unter, aber niemals so knackig fest wie bei uns bei einem Grillhendl, sondern immer gallertig weich. Aber gut, andere Länder, andere Sitten und Geschmäcker.

In unseren Menüs hatten wir mehrere „exquisite“ Erlebnisse:

·       Als Starter gab es ein Dreierlei aus Schwein, Rind und… Qualle. Ja, so eine Qualle aus dem Meer. War geschmacklich durchaus gut, vielleicht ein wenig seltsam in der Konsistenz, weil glibbrig und gleichzeitig fest. Ein bisserl wie ein Gummibärchen aus dem Meer.

·       Eine Fischsuppe „Fish Maw Conopy“. Dies gilt als Spezialität in China und ist eine Fischsuppe mit Fischmagen, getrockneten Fisch-Schwimmblasen und Jakobsmuscheln. Der Geschmack war wenig aufregend, ich hab es beim Essen einfach für eine Fischsuppe gehalten – irgendwie ein wenig „schlatzig“ und der Fisch vielleicht zu fest - aber gut, war ja auch kein Filet.

·       Der ausgefallenste Gang war sicher „Braised Abalone with Goose Web“ – und da war es gut, dass wir vorher nicht versucht haben herauszufinden. “Braised” ist geschmort, keine Seltenheit. “Abalone” kannten wir nicht, aber dachten an einen Fisch oder ein spezielles Teil Fleisch, das halt so heißt. “Goose” ist die Gans, kein Problem und bei “Web” wussten wir nicht, ob das eben Netz heißt oder eine andere Bedeutung hat. Soll sein was es ist, klingt ja nicht so schlimm.
Bei Abalone handelt es sich um ein Seeohr - hätte mir auch nicht weitergeholfen, es ist eine große Meeresschnecke. Ist sowas wie eine riesige Muschel und schmeckt nach Meer. Wir mögen Meeresfrüchte und Muscheln, alles ok. Begleitet wurde sie aber von Goose Web, das ist nichts anderes als Gänsefüße. Also nicht das Muskelfleisch, sondern wirklich die Schwimmhäute und Zehen einer Gans, wenn man so will. Geschmort bis zur Unkenntlichkeit und beim Essen haben uns nur die winzigen Knochen irritiert. Und, man kann es sich denken, die unsäglich schlatzige Konsistenz. Geschmacklich war da nichts Außergewöhnliches zu erkennen.

·       Ansonsten gab es noch Schwein, Rind und Gemüse, einen guten gebratenen Reis und sowas wie eine kalte Suppe aus roten Bohnen als Dessert.

·       Ach ja, wir wollten noch eine Flasche Wein als Begleitung, aber es gab nur „chinesischen Wein“, wobei wir uns da nichts gedacht haben, aber es war tatsächlich eine große Flasche Pflaumenwein – kalt. Das war hier aber üblich, dass das die Weinbegleitung darstellt.

Was soll ich sagen, ich denke die Geschmäcker der Kulturen sind da einfach sehr unterschiedlich. Und wir dachten uns immer, wenn dieses Lokal zwei Sterne hat, dann haben wir diese ungewöhnlichen Dinge wenigstens auf einem wirklich hohen Niveau ausprobiert. Es war eine sehr spezielle Erfahrung, mit kaum über € 100,- für alles zusammen sehr günstig und, auch das muss ich sagen, nichts das wir nochmal brauchen.

Eine andere Spezialität konnten wir übrigens schon am Vortag bei einer Stadttour ausprobieren: Entenzungen. Das ist genau was der Name sagt: Die Zunge einer Ente. Was geschmacklich nicht so speziell ist, schmeckt halt nach Ente. Aber die Chinesen sind schon recht unempfindlich, was die Erscheinung des Essens angeht, denn an dieser Entenzunge hängen noch die Sehnen, mit denen die Zunge halt im Kiefer befestigt ist. Und DAS ist schon ungewöhnlich - man sehe sich einfach Steffis Reaktion an - aber wie gesagt, es ist nicht der Geschmack, sondern eher das Ding an sich…

Und damit wieder der Übergang zu den nicht-kulinarisch skurrileren Seiten Shanghais:

Wir waren im Museum, genauer gesagt im Naturhistorischen Museum Shanghais. Hier fühlten wir uns anfangs wieder zurückversetzt nach Südamerika, denn auch in China ist der Reisepass und die Passnummer essentiell. Um ein Ticket fürs Museum zu kaufen, braucht man seinen Reisepass – bzw. haben sie ein Foto des Passes akzeptiert, das ist ja schon recht entspannt. Es ging da nicht um irgendeine Ermäßigung, Tax Free oder sonst irgendwas, sondern ein stinknormales Eintrittsticket. Andere Länder…

Das Museum ist wirklich gut aufbereitet, alles auch auf Englisch beschrieben und braucht sich definitiv nicht zu verstecken.

Aber wenn man Internet-Memes mag, dann ist einem ziemlich sicher schon mal ein Objekt aus Shanghai begegnet: Der schielende Löwe.
Was wie ein Scherz ausschaut, ist absolut ernst gemeint. Ich weiß nicht wie viel Pflaumenwein der Präparator intus hatte oder ob die Auflage war, dass der Löwe asiatisch freundlich grinsen muss, aber dieser Löwe steht wirklich ganz ernst gemeint im Museum. Wir können also bestätigen, dass ist keine Fake-Story, kein AI Blödsinn, diesen Löwen gibt’s.

Während unseres Aufenthalts in Shanghai fand das große Gipfeltreffen der seltsamen Staatsführer in Peking statt, wo Xi Jinping unter anderem die illustren Gäste Vladimir Putin und Kim Jong-un empfangen hat. Das fiel ja zusammen mit dem 80.Jahrestag der Befreiung von der japanischen Besatzung und dieser Feiertag wurde mit einer großen Militärparade begangen. Nicht dass ich solche Bilder nicht kennen würde, aber das wirkt in den Nachrichten für mich immer recht weit weg, man sieht es, schüttelt den Kopf und das ist es halt. Aber hier war es so präsent, denn schon am Weg zum Frühstück habe ich mich gewundert, dass ein chinesischer Gast auf sein Handy mit lauter Marschmusik gestarrt hat. Im Speisesaal war es mir dann klar: Die Militärparade wurde über mehrere Stunden auf großer Leinwand und kleinen TV-Bildschirmen live im Frühstückssaal übertragen. Man muss sagen, dass dort immer Fernsehen lief, das war also noch nicht das Spezielle, aber alle Gäste betrachteten die ganze Szenerie in voller Aufmerksamkeit, keiner sprach, alle verfolgten gebannt die Parade. Es war sehr skurril, ich hatte in China tatsächlich immer den Eindruck, dass jeder versucht der „beste Bürger“ zu sein und alles richtig zu machen. Vielleicht sehe ich da zu viele Stereotypen, aber ich empfand alles als sehr verschlossen und wie wenn man Angst hätte, irgendwie negativ aufzufallen. Ich nahm es jetzt nicht sonderlich ernst, filmte und machte Fotos und durfte unbehelligt ausreisen – ein scheint also schon noch dramatische Unterschiede zu Nordkorea zu geben, auch wenn es sich nicht immer so anfühlte, dass da so große Unterschiede sind.

Und damit endete unser kurzer Abstecher nach China – nun zu dritt, mit Martina. China ist ein spannendes Land, es war zu Beginn wirklich mühsam, weil man alles vergessen kann, was man bisher beim Reisen gelernt hat – dieses Land tickt anders. Gleichzeitig macht es das so spannend und wir sind fest entschlossen, wieder – und dann länger – nach China zu reisen. Und wir wollen vorher ein wenig Mandarin lernen, denn ohne Sprachkenntnisse wird es wohl abseits der Großstädte zu mühsam. Oder zumindest mehr Vorbereitung, es muss ja keine organisierte Tour sein, aber jede Recherche vor Ort ist aufgrund der Einschränkungen beim Internet wirklich mühsam und da kann man sicher auch vorbereiteter an die Sache heran gehen, als wir es getan haben. Ni hao und Xièxiè.

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